Websaal
Krefeld – „Stadt wie Samt und Seide“
Krefeld, bekannt als die „Stadt wie Samt und Seide“, trägt diesen klangvollen Beinamen nicht ohne Grund. Einst war die Stadt ein bedeutendes Zentrum der europäischen Seidenproduktion, deren feinste Stoffe das Leben und die Geschichte Krefelds nachhaltig prägten. Im 18. Jahrhundert ließen sich mennonitische Seidenweber in Krefeld nieder und verwandelten die Stadt in eine der wohlhabendsten Preußens. Mit Unterstützung Friedrichs des Großen wurde Krefeld zu einem Anziehungspunkt für Händler und Kaufleute aus aller Welt, die die exzellente Qualität der Krefelder Textilien schätzten. Noch heute zeugen prachtvolle Bauwerke in der Stadt, errichtet von vermögenden Seidenhändlern, vom einstigen Reichtum.
Die Textilkunst, die Krefeld einst berühmt machte, lebt auch heute noch fort – so zum Beispiel auch im Haus der Seidenkultur, der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes. Als Industriedenkmal und Museum bewahren wir einen original erhaltenen Jacquard-Websaal und bieten so einen authentischen Einblick in die Textilgeschichte Krefelds.
Bedeutung der Jacquardtechnologie
Die Patentierung des Jacquard-Webstuhls durch den Franzosen Joseph-Marie Jacquard im Jahr 1805 markierte einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte der Textilproduktion. Diese Erfindung ermöglichte es, komplexe Muster in Stoffe zu weben, die zuvor nur sehr mühsam und zeitaufwendig hergestellt werden konnten. Der innovative Einsatz von Lochkarten, die aus gelochten Streifen bestehen, revolutionierte den Herstellungsprozess: Jede einzelne Lochkarte entsprach einem Schusseintrag im Webmuster, und durch das Abtasten dieser Karten mit Nadeln konnte der Webstuhl automatisch entscheiden, welche Fäden gehoben und welche gesenkt werden sollten. Ein Loch in der Karte bedeutete, dass der entsprechende Faden gehoben wird, während kein Loch das Senken des Fadens anzeigte. Diese Technik führte zu einer erheblichen Steigerung der Komplexität der gewebten Muster. Zudem beschleunigte sie die Produktion und senkte die Kosten, was es ermöglichte, aufwendige Stoffdesigns schneller und günstiger herzustellen. So legte der Jacquard-Webstuhl den Grundstein für die industrielle Revolution in der Textilbranche und beeinflusste die Entwicklung automatisierter Prozesse weit über die Weberei hinaus.