Das Haus der Seidenkultur lädt dazu ein, Krefeld aus neuen Perspektiven zu entdecken

Man muss in der Ferienzeit nicht unbedingt in die Ferne schweifen, „denn das Gute liegt so nah“, wirbt Dieter Brenner vom Haus der Seidenkultur (HdS): „...Krefeld einmal aus völlig anderen Perspektive zu entdecken.“

Beispielsweise beim zweistündigen „Stadtspaziergang auf seidenen Pfaden“. Der beginnt am Hauptbahnhof und führt über den grünen Mittelstreifen des Ostwalls zunächst bis zum „Meister Ponzelar“. „Die wenigsten Krefelder sind jemals zu Fuß über den Mittelteil ihrer ‚Kö‘ gegangen“ hat Brenner festgestellt. „Wir kennen die Häuser rechts und links des Ostwalls eigentlich nur aus der Perspektive unserer Autos“, heißt es nicht selten von den Teilnehmern. Sie erfahren, dass die vier Wälle im Rahmen der 6. Stadterweiterung von 1830 bis 1840 vom Münsteraner Architekten Adolph von Vagedes angelegt wurden. Das „Meister Ponzelar“ auf seinem Rücken keinen Liegestuhl sondern einen Warenbaum gehalftert hat, wird am Weberdenkmal verraten, das 1910 vom Krefelder Verschönerungsverein aufgestellt wurde. Beim Warenbaum handelt es sich um jene Rolle, die sich am Webstuhl vor dem Weber mit dem gewebten Textil aufrollt. Damit hat der Heimweber regelmäßig seinen Chef aufgesucht, in der Hoffnung, nach Abgabe der Ware einen neuen Auftrag zu bekommen.

Ursprünglich stand das lebensgroße Bronzestandbild an der Einmündung der Lindenstraße in die Hochstraße. Während des Krieges wurde das Denkmal eingeschmolzen und 1945 in der erhaltenen Gußform neu gegossen und am heutigen Standort - Südwall Ecke Ostwall - platziert. Auf dem Sockel des Monuments ist ein typischer Heimweber dargestellt, der einst mit seinem Spuljungen in den Zweifensterhäusern arbeitete. „Die Architektur in der Textilstadt bemaß sich anhand der Fensteranordnung in der ersten Etage“, erklärt Brenner, der auf dem Südwall in Höhe des Westwalls auf ein Zehnfensterhaus eingeht, das 1848 von der bekannten italienischen Seidenweberfamilie Casaretto gebaut wurde. Die Familie aus Genua produzierte auf ihrem Gelände für die katholische Kirche sakrale Textilien, die Paramente genannt werden. Das emsige Tun der Casarettos motivierte Hubert Gotzes 1908 an der Luisenstraße 15 eine kleine Weberei zu kaufen um dort ebenfalls mit der Produktion von Priestergewändern zu beginnen. Durch einen glücklichen Umstand wurde diese Paramentenweberei – das heutige HdS - einst weltbekannt. Selbst der Vatikan liebäugelte mit der Krefelder Produktionsstätte von Hubertz Gotzes. „Das ist eine der spannenden Geschichten, die wir unseren Besuchern während der zweistündigen Führungen durch das Vierfensterhaus  vermitteln,“ sagt Brenner.

Und : „Über den Besuch des Museums hinaus bieten wir touristische Krefeld-Komplettpakete für Klassentreffen, Firmenjubiläen, Geburtstage oder andere Anlässe   an". Der „Stadtspaziergang auf seidenen Pfaden“ sei nur ein Programmpunkt eines vielfältigen Angebotes, aus dem ein Krefeld-Tag oder ein ganzes Erlebniswochenende nach Kundenwunsch zusammengestellt werden kann.

So bietet sich eine Fahrt mit dem „Blauen Enzian“ an. „Die Straßenbahn aus Zeiten Kaiser Wilhelms fährt uns über Umwegen nach Uerdingen, wo wir nach einem Spaziergang über den neuen Rheindeich die Dujardin-Weinbrennerei ansteuern und nach der Führung in der ‚Alten Küferei‘ dinieren können“, schwärmt Brenner von einer Tour, die unlängst für den Krefelder Lions-Club organisiert wurde.

Ganz wichtig ist für den Stadtführer „bei den Touristik-Angeboten die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Samt- und Seidenstadt miteinander zu verknüpfen.“ Daher: „Wer erfahren möchte, wie es dazu kam, das aus einem einfachen Krähenfeld – daher leitet sich der Name Krefeld ab – im Land der Preußen die reichste Stadt wurde, der sollte sich per Mail mit dem Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! in Verbindung setzen. Infos gibt es auch per Telefon unter 02151-9345355    

 

 

 

Wer den „Stadtspaziergang auf seidenen Pfaden“ komprimiert in knapp 20 Minuten erleben möchte, für den bietet sich ein Film an, den das Haus der Seidenkultur unlängst gedreht hat. Dafür stieg „Meister Ponzelar“ (Klaus Drenk) eigens von seinem Denkmal. Seinem Spuljungen Elias zeigt er geschichtsträchtige Stellen in der Stadt; Orte, an denen viele Passanten achtlos vorübergehen. Drehbuchautor und Stadtführer ist Dieter Brenner. Der Film wird für 15 € im Museum als DVD angeboten.                                                                           

Foto: HdS-Archiv

 

Ostwall

Am Hauptbahnhof beginnt der grüne Mittelteil des Ostwalls.    

Hauptbahnhof

Der Krefelder Hauptbahnhof: Ein imposantes Gebäude, 114 m breit mit einem 48 m großen Uhrenturm. Einst hielt hier aus Klagenfurt kommend der Austria-Express.

Hds-Fotos (2): Brenner