Ausstellung zum Stadtjubiläum mit Werken von Sonja Weber

Stoff braucht – um Farbe zu bekommen – Wasser, was somit ein unverzichtbares Element bei der Bearbeitung und Veredlung textiler Faserstoffe ist. Doch das Färben von Textilien war Anfang des 18. Jahrhunderts in der Samt- und Seidenstadt ein schmutziges Geschäft, das sprichwörtlich zum Himmel stank. Erst um 1909 bahnte sich im mit dem Bau des Uerdinger Klärwerkes eine Bereinigung der unschönen und umweltbelastenden Situation an. Welche ideale Verbindung, Wasser und Stoff eingehen können, dies möchten die beiden Industriedenkmäler - das Haus der Seidenkultur (HdS) und das historische Uerdinger Klärwerk - in gemeinsamen Ausstellungs-Aktivitäten zum großen Krefelder Stadtjubiläum zum Ausdruck bringen.

Für die Darstellung dieser elementaren Verbindung von Wasser und Stoff konnte das HdS jetzt für die große Sonderausstellung zum Stadtjubiläum die bekannte Münchener Künstlerin Sonja Weber gewinnen, die sich mit „Gewebten Bildern“ einen Namen gemacht hat.

Wellen im Meer, Wasserringe im Springbrunnen und sanfte Wolken bestimmen den Schwerpunkt der Inhalte ihrer Werke. „Das Verblüffende an den Arbeiten der in München lebenden Künstlerin vollzieht sich im Moment der Annäherung“, schreibt ein Kritiker. Und: „Schritt für Schritt löst sich die Illusion einer Photographie oder einer gekonnten realistischen Malerei. Das Bild löst sich in eine gewebte Struktur auf. Durch die millionenfachen Kreuzungen verschiedenfarbiger Fäden changieren die Farben, scheint das Licht sich mit den Wellen zu bewegen, scheinen die Wolken über die Leinwand zu ziehen.“

Vor den Werken von Sonja Weber stehend lösen sich die Bilder in eine gewebte Struktur auf, die in den Meereswogen und Wolken auszumachen sind.       Repros: HdS

Und so finden sich dann viele ihrer Exponate in „Jacquardgewebe auf Keilrahmen“ wieder, so im Werk „Rotes Kliff“ (in den Ausmaßen 180 x 120 cm) oder in den Meereswogen des „Atlantik“, der in einer Bildbreite von fast drei Metern vor dem Betrachter rauscht. Bei der künstlerischen Umsetzung ihrer Arbeiten wird die klassische „Patrone“ als Webvorlage durch eine speziell von ihr entwickelte – an Jacquard angelehnte – Fototechnik ersetzt.

Vor diesem Hintergrund hätten wir für eine Ausstellung zum Thema Wasser in unserer ehemaligen Jacquard-Handweberei keine bessere Künstlerin als Sonja Weber gewinnen können; sagt HdS-Kuratorin Dr. Ulrike Denter, die damit das übergeordnete Thema des Museumsnetzwerkes Rhein-Maas aufgreift, das die Themenfelder „Transformation und „Elemente“ unter dem Titel „Erdung“ in einen aktuellen gesellschaftlichen und kulturpolitischen Kontext gesetzt hat.

Die Färberei Alt-Leyental. Diese Skizze ziert ein Artikel über „Krefelds erste Seidenfärberei“ in der Zeitschrift „Dat Täuke“ aus dem Jahr 1948.

Erste Färberei am „Bröckske“

In der Ausstellung „Wasser + Stoff – eine elementare Verbindung“ nimmt auch das Kapitel der Krefelder Seidenfärberei einen breiten Rahmen ein. Man schreibt das Jahr 1724 als sich die Krefelder „Seidenbarone“ von der Leyen von der Abhängigkeit Kölner und Niederländischen Färbereien befreien wollten und „in einem Hause nahe dem Brückchen über dem Stadtgraben – also dort, wo ehedem der Brauerei-Ausschank. ,En et Bröckske‘ lag – die erste Krefelder Färberei aufmachten“, wie es im November 1948 in der Zeitschrift „Dat Täuke“ geschrieben steht. Und die „Frohen Krefelder Blätter“ berichten weiter, das die von der Leyens „den bewährten Färbermeister Abraham van der Gerpott“ zum Chef der Färberei ernannten.

Der Betrieb wuchs – und damit der Gestank inmitten der Stadt – so schnell, dass schon recht bald eine Aussiedlung an den Stadtrand anstand. Als neue Bleibe der Färberei wurde das Anwesen „Alt-Leyental“ ausgeguckt. „Am 15. April 1777 genehmigte der preußische König den Umzug; und die Bürgermeister waren froh, die Stadtbleiche mitten in der Stadt endlich los zu werden“, schreibt „Dat Täuke“.

1909: Endlich ein Klärwerk

Doch auch die jetzt im Osten der Stadt angesiedelten Färbereien bereiteten zunehmend Abwasserprobleme, was eine starke Verunreinigung von Gräben und Kuhlen zur Folge hatte. In den 1870er Jahren wurde schließlich auf Druck der Bevölkerung ein zentraler Abzugskanal gebaut, der die Abwässer nach Uerdingen in den Rhein ableitete. Im Jahre 1909 wurde schließlich ein erstes Klärwerk in Uerdingen eingeweiht und mit der Reinigung von Abwässern begonnen. „Damit schließt sich der Kreislauf zwischen Stoff und dem Umgang mit der Ressource Wasser aus dem Blickwinkel der Krefelder Textilindustrie“, sagt HdS-Sprecher Dieter Brenner.

Das alte Klärwerk ist Teil des weltweiten Netzwerks der Wassermuseen, Leitinitiative des hydrologischen Programms der UNESCO. „Wasser ist das wertvollste Gut des Planeten, das muss uns immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden“, fügt Christoph Becker für das historische Klärwerk hinzu. Und: „Die Leitaustellung in Krefeld hat damit globale Bezüge.“

Die Ausstellung „Wasser + Stoff“ wird vom 10. September 2023 bis zum 25. Februar 2024 im Haus der Seidenkultur und in den Herbstmonaten im Klärwerk zu sehen sein. Im Uerdinger Jugendstil-Gebäude werden überwiegend die großformatigen Webbilder von Sonja Weber gezeigt. „Diese hätten im HdS an der Luisenstraße sprichwörtlich den Rahmen gesprengt“, freuen sich die Organisatoren mit dem „Wassermuseum“ einen neuen temporären Ausstellungsort gefunden zu haben.

Neue Ausstellung zeigt Trachten aus Südwest-China

Die neue (Sonder-)Ausstellung im Haus der Seidenkultur (HdS) widmet sich den traditionellen Trachten aus Südwest-China. Gezeigt werden einzigartige Exponate, die einmal mehr Ien Rappoldt auf ihren Forschungsreisen durch das „Land der Mitte“ aufgespürt hat.

Ien Rappoldt hat auf ihren Reisen durch das „Land der Mitte“ diese farbenprächtigen Exponate aufgespürt.          HdS-Foto (2): Brenner

Die von Miao-Frauen hergestellte, bunt bestickte und reich mit Applikationen verzierte Kleidung, fasziniert in erster Linie durch ihre visuelle Anziehungskraft. Die HdS- Kuratorinnen, Dr. Ulrike Denter und Ilka Neumann, sprechen von einem „Rausch der Farben“ und einer „Explosion von Mustern“. Es geht um das kontrastreiche Zusammenspiel von Materialien und Techniken, Farben und Formen, die von der (Textil-)Kultur der Miao-Frauen kommuniziert wird.

In der Ausstellung wird eine Vielzahl von Exponaten aus der Kultur der Miao gezeigt, die überwiegend in der Provinz Guizhou, im Süden Chinas, siedeln. Abgeschieden in ihren Bergdörfern, leben die Miao weitgehend autark und sind stark in ihren Traditionen verwurzelt.

Das Haus der Seidenkultur im „Rausch der Farben“ der chinesischen Miao-Kultur.

So wird die Bekleidung überwiegend von den Miao-Frauen selbst gefertigt und auf kunstvolle Weise mit symbolträchtigen Mustern versehen. Diese sind je nach Siedlungsgebiet unterschiedlich und sprechen jeweils ihre eigene Sprache. Auf ihren Reisen durch die Provinz Guizhou hat Ien Rappoldt eine Fülle der prachtvollen Textilien erworben und von den Miao-Frauen die traditionellen Techniken, mit denen die ausgestellten Trachten gestaltet wurden, erlernt.

Im Jahre 2015 fand bereits eine erste Ausstellung zur Kultur der Miao ein breites Echo im Haus der Seidenkultur. „Jetzt findet sozusagen eine Fortsetzung der eindrucksvollen Show statt“, sagt Denter, die auf die neue Kollektion mit dem HdS-Team im „Museum de Kantfabriek“, im niederländischen Horst, aufmerksam wurde. Schnell stand fest: „Diese tollen Exponate müssen wir auch in Krefeld zeigen!“ Dank der Unterstützung von Tineke Geurts, die für Wechselausstellungen in Horst verantwortlich ist, erreicht der „Rausch der Farben“ jetzt das Krefelder Museum an der Luisenstraße 15, nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Zur Vernissage erwartet das HdS auch Gäste der Deutsch-Chinesischen Gemeinschaft (GDCF). Für das musikalische Rahmenprogramm konnte das Cello-Duo, Heimo Wang und Pauline Krull von der Musikschule Krefeld, gewonnen werden.

Die Ausstellung kann vom 08. Januar 2023 bis zum 23.07.2023 jeweils zu den Öffnungszeiten des Museums – Mi bis Fr. von 15 bis 18 Uhr, So von 13 bis 17 Uhr; und nach Vereinbarung – besucht werden.

Jung und Alt sind tragen gleichermaßen mit Stolz ihre Trachten im Südwesten Chinas.         Foto: HdS