„novARTex“: Blick in die textile Zukunft der Samt- und Seidenstadt
Haus der Seidenkultur öffnet Jubiläumsausstellung am 27. Januar
„novARTex“ heißt die (Jubiläums-)Ausstellung, die am Donnerstag, 27. Januar 2011 im „Haus der Seidenkultur“ (HdS) eröffnet wird. Eindrucksvolle Exponate, wie kugelsichere Westen aus Aramid-Fasern oder technisches Funktionsgewebe, das sich europaweit in den „Elektrowesten“ der Fechter wiederfindet, liefern eine Antwort auf die Frage was die Krefelder „Seidenweber“ von morgen produzieren: High-Tech!
Das Wortkonstrukt „novARTex“ komprimiert das Anliegen des Kuratoren-Teams, das
Krefelder Neuentwicklungen aus den unterschiedlichsten textilen Bereichen vorstellen möchte; „wobei nicht nur funktionelle, sondern auch ästhetische Aspekte ihren Ausdruck finden sollen“, wie es Dr. Ulrike Denter formuliert.
Letzteres gelte besonders mit Blick auf die Modekreationen, die von den Schülern der Bekleidungstechnischen Assistenten des Berufskolleg Vera Beckers entwickelt wurden. So werden vier der insgesamt elf futuristischen – aus Segeltuch der Verseidag geschneiderten - Exponate, die bereits über den Catwalk des HdS-Jubiläumsnachmittags schritten, während der „novARTex“ ausgestellt.
Einer der Schwerpunkte der Ausstellung ist der textilen Architektur gewidmet. Hier hat sich die Verseidag-Tochterfirma „Indutex“ weltweit einen Namen gemacht; zuletzt mit der imposanten Konstruktion des Cape Town (Fußball-WM-)Stadions im afrikanischen Kapstadt.
Sprichwörtlich frischen Wind in den Segeln jener Boote, die bei den großen Regatten dieser Welt an den Start gehen, hat die „Dimension Polyant“ (ebenfalls ein Ableger der Verseidag) gebracht. Selbst die Gorch Fock wurde einst mit dem Krefelder Segeltuch ausgerüstet. Unterschiedliche Griffmuster machen deutlich, „dass auch High-Tech-Textilien letztlich von Kett- und Schussfaden zusammengehalten werden“, erinnert HdS-Vorsitzender Hansgeorg Hauser an die Grundlagen der alten Webkunst.
Ein mit spezieller Infrarotremission beschichteter Tarn(Uniform-)Stoff, dessen Eigenschaften Jäger und Soldaten im nächtlichen Gelände in die Landschaft von Büschen und Bäumen integriert und deren Träger somit unsichtbar macht, auch dieses Know-how kommt aus der Seidenstadt. Das Patent dazu liegt im Safe der Textilveredlungsgesellschaft „Colorprint“, die darüber hinaus die angelieferten Stoffe für viele Länder dieser Welt nach deren Vorgaben als „Berufsbekleidung“ bedruckt.
Technische Konfektion für Messe, Bühnen und Industrie kommt aus der Firma Leufen, die 1929 als Polsterei und Sattlerei begann. Für die „novARTex“ hat das Unternehmen die Phase von der Seidenraupe zum Seidenfaden auf ein lichtdurchlässiges Gewebe aufgezogen und vors Fernster gespannt, während die TAG das HdS-Logo mit „300 Jahre Krefelder Zukunft auf 300 Quadratmetern Geschichte“ gekonnt in das Teppich-Gewebe eingebracht hat.
Ein guter Grund für den Geschäftsführer der „TAG Composites & Carpets GmbH“, Jürgen Farrenkopf, zur Eröffnung der „novARTex“ über „Krefelds textile Zukunft“ zu referieren. Zahlreiche Vertreter der Krefelder Wirtschaft haben sich zu diesem Vortrag, der um 18 Uhr beginnt, angesagt.
Die Ausstellung wird im Rahmen der Öffnung am „langen Donnerstag“ in der Zeit von 16 bis 19 Uhr erstmals im HdS, der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes an der Luisenstraße 15, zugängig sein.
Das Wortkonstrukt „novARTex“ war eine Spontanidee des Kuratorenteams.
Es enthält folgende Fragmente:
nov von novus/a/um (lat.) = neu, neuartig.
art aus dem engl. u. franz. für Kunst(fertigkeit), Geschicklichkeit
tex als Kurzform für Textilien
Handwebmeister Günter Oehms verdeutlicht neben Fechtweste, nostalgischem Priestergewand und einer kugelsicheren Weste aus Aramid-Fasern den Fortschritt der Textilkultur; Thema der „novARTex“, die kommenden Donnerstag im Haus der Seidenkultur eröffnet wird.