Die Webexperten aus dem Haus der Seidenkultur führten die Wuppertaler Kafka-Delegation durch das Krefelder Seidenmuseum. Unser Foto zeigt aus dem HdS (von links nach rechts) Manfred Weisters, Christian Beckers, Ina Matoni und (rechts) Dieter Blatt.
HdS-Fotos: Dieter Brenner

 

Die Webexperten der Wuppertaler „Bandweberei Kafka“ besuchten jetzt das Haus der Seidenkultur (HdS) in Krefeld. Beide Museen bewahren das kostbare Erbe des Franzosen Joseph-Marie-Jacquard, der 1806 mit der Erfindung des ersten lochkartengesteuerten Webstuhls eine neue Ära in der Textilindustrie einläutete.

 

Sowohl in Wuppertal als auch in Krefeld werden in beiden Museen noch heute die alten Jacquard-Webstühle eingesetzt; bei Kafka sogar nach wie vor für eine industrielle Produktion. Vor diesem Hintergrund benötigt man in beiden Einrichtungen Fachkräfte, die in der Lage sind die alten Webstühle zu bedienen und gegebenenfalls instand zu setzen; Fachkräfte, von denen es europaweit jedoch immer weniger gibt.

 

Daher zeigte sich die Wuppertaler Delegation bei ihrem Besuch in Krefeld überrascht, wieviel erfahrene Experten auf dem Gebiet des Webens und Patronierens als Ehrenamtler aktuell in der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes – dem jetzigen HdS – noch tätig sind. So fand dann jetzt ein „spannender Ideenaustausch auf höchst museal-fachlicher Ebene statt“, wie HdS-Sprecher Dieter Brenner das „besondere Treffen“ auf den Punkt brachte. Und es wird sicherlich nicht die letzte Begegnung dieser Art gewesen sein, von dem beide Einrichtungen partizipieren.

Dieser Schlüsselanhänger – er zeigt historische Gebäude der Seidenstadt – wurde für das Krefelder Stadtjubiläum bei Kafka in Wuppertal produziert.

 

Übrigens: Bei Kafka gab das das Haus der Seidenkultur zum 650jährigen Jubiläum der Samt- und Seidenstadt einen Schlüsselanhänger (es gibt nur Eintausend davon) in Auftrag, der stilgerecht auf einem alten Jacquardwebstuhl mit 16 Bändern produziert wurde.

Patroneur Günter Göbels führte die Wuppertaler Gäste durch ein Technisches Atelier, wo einst in Krefeld Musterzeichner, Patroneur und Kartenschläger für die Textilindustrie tätig waren.

 

„Spuren der Krefelder Hochschullandschaft in Kunst und Kultur“, legt Prof. Dr. Jürgen Schram während eines Vortrags frei, den er kommenden Mittwoch, 31. Januar um 19 Uhr im Haus der Seidenkultur (HdS) hält.

Die 1855 ins Leben gerufene „Crefelder Höhere Webeschule“ und die 1904 gegründete „Handwerker- und Kunstgewerbeschule“, beide Vor­gänger­einrichtungen der heutigen Hochschule Niederrhein, waren in ihrer Zeit herausragenden innovative Bildungseinrichtungen. „Sie haben vielfältige, noch heute bedeutsame Spuren hinterlassen“, sagt Schram, der die Geschichte beider Einrichtungen und ihre Folgen in der Kultur und Kunst Krefelds in seinem Vortrag erläutert.

Der Diplom-Chemiker, der an der Hochschule Niederrhein unterrichtet, referiert im Rahmen der „Samt- und Seidenrunde“ im Museum an der Luisenstraße 15. Hier zeigt er sich an der Seite von Dr. Ulrike Denter, Kuratorin und Farbexpertin im HdS. Der Eintritt zum Vortragsabend beträgt fünf Euro.

Willkommen in 2024! Das Museums-Team ist gut ins neue Jahr gerutscht. Die Zeit „zwischen den Tagen“ haben wir einmal mehr für eine gute Verschnauf- und Kreativphase genutzt. Heißt: Die Weichen für eine ereignisreiche Zeit im Haus der Seidenkultur sind gestellt.

Aktuell zeigen wir noch bis zum 25. Februar unsere Ausstellung „Wasser + Stoff“. Wer die gewebten Bilder von Sonja Weber noch nicht gesehen und dazu die spannende textile (Ab-)Wassergeschichte – von unserer Kuratorin Dr. Ulrike Denter zusammengestellt – zur Kenntnis genommen hat, für den wird es jetzt höchste Eisenbahn…

„Gärten wie Samt und Seide“, erwarten uns übrigens in der darauffolgenden Ausstellung. Dazu haben wir die Textilkünstlerinnen Angelika Krohne und Nadja Hornisch gewinnen können. Sprichwörtlich „geplättet“ werden wir in diesem Jahr von fauchenden Bügeleisen, die… Was die so alles können und warum wir das erste Museum in der Region sind, die diese seltenen Exponate ausstellen, auch dies erfahren Sie später.

Also, bleiben Sie auch im neuen Jahr dran; dran an den Aktivitäten vom Haus der Seidenkultur. Übrigens: So sah unsere Fassade an der Luisenstraße 15 im Jahr 1969 aus. „Kinder“, wie die Zeit vergeht…

„Ich bin überwältigt vom Hintergrundwissen und davon, dass die Textilgeschichte so vielfältig ist. Es ist wunderbar, dass dieses Wissen nicht verloren geht!“ schwelgt eine der Teilnehmerinnen nach dem Webkurs „Antiker Seidenglanz neu erschaffen“, der zum zweiten Mal vom Haus der Seidenkultur (HdS) in Kooperation mit dem Deutschen Textilmuseum ausgerichtet und von der Textilarchäologin Barbara Thomas geleitet wurde.

Stoffe, die bis zu 1600 Jahre alt sind, standen im Fokus des einwöchigen Projektes, wo es alte Webkünste zu entdecken galt. Während des Kurses wurden die antiken Textilien im Deutschen Textilmuseum mit dem Mikroskop analysiert, danach webten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an modernen Handwebstühlen Probestücke in den antiken Techniken nach. „Die Technik ist nicht ganz einfach“, erklärt Thomas die spezielle Webart der Schuss-Kompositgewebe, die durch ein raffiniertes System aus unterschiedlichen Sets von Kettfäden und verschiedenfarbigen Schüssen zwei und mehrfarbige Muster erzeugt. Und weiter: „Man nennt diese Gewebe auch Taqueté und Samit“.

Alte Textilmuster zu neuem Leben erweckt: Die Teilnehmerinnen des Webkurses „Antiker Seidenglanz neu erschaffen“. In der Bildmitte (mit grünem Schal) Kursleiterin Barbara Thomas, links daneben Dr. Annette Paetz, Leiterin des Deutschen Textilmuseums.
HdS-Foto: Privat

Doch nicht nur an Handweber und interessierte Laien richtete sich der Kurs, auch Spezialisten aus der Museumswelt und der Textilrestaurierung lockte das spezielle Angebot nach Krefeld. „Gerade die Verbindung aus dem Studium der originalen Stoffe und der praktischen Arbeit im Websaal ist etwas, was den Kurs ganz besonders macht. Es fördert ein tiefes Verstehen und setzt die antiken Gewebe in einen Kontext,“ resümiert eine Teilnehmerin aus Belgien. Und tatsächlich brachte der Kurs exzellente Expertise zum Thema antiker Textilien zusammen: „Das Fachwissen, dass das Deutsche Textilmuseum seit seiner Gründung aufgebaut hat, trifft auf die traditionsreiche Weberfahrung im Haus der Seidenkultur“, bringt Dr. Ilka Wonschik (Archäologin aus der Chefetage des HdS) die Zusammenarbeit beider Einrichtungen auf den Punkt.

So arbeiteten die Gäste an der Luisenstraße 15 im historischen Ambiente des nostalgischen Websaals der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes. Zwischen den imposanten Jacquard-Webstühlen stand ein Webstuhl, der extra für den Kurs modifiziert wurde und auf dem Faden für Faden das Muster von Hand manipuliert und dann mechanisch wiederholt werden konnte.

„Der Kurs eröffnet ganz neue Räume – sowohl vor Ort als auch im fachlichen Sinn!“ stellt eine andere Teilnehmerin am Ende des Kurses begeistert fest. Denn gemeinsam mit den selbst gewebten Beispielen für die komplexe Webtechnik nahmen die Gäste ein detailliertes Wissen über archäologische Textilien und die Textil-Expertise Krefelds mit nach Hause. Stolz halten am letzten Tag alle ihre selbst entworfenen und hergestellten Gewebe in der Hand, die Faszination stand vielen ins Gesicht geschrieben. Daher sagt Barbara Thomas abschließend: „Die Teilnahme am Kurs ist absolut zu empfehlen. Es war eine Offenbarung, diese Technik der antiken Gewebe im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen!“

Der Kurs entstand aus dem gleichnamigen Projekt, das von Dr. Annette Paetz gen. Schieck vom Deutschen Textilmuseum initiiert und dank einer Förderung der Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld jetzt erneut realisiert werden konnte.

Die praktischen Arbeiten fanden im Haus der Seidenkultur statt, wo sich die Kursteilnehmerinnen vor einem der nostalgischen Webstühle zeigen.

Legt selbst Hand mit an: Dr. Ilka Wonschik, Archäologin aus der Chefetage des HdS.
HdS-Fotos (2): Brenner

Seidenmuseum, Klärwerk und SWK waren mit dabei

„Das war für uns ein gutes und ereignisreiches 2023“, heißt es in der Jahresbilanz aus dem Haus der Seidenkultur (HdS). „Unsere zahlreichen Aktivitäten wurden natürlich weitgehend vom 650jährigen Stadtjubiläum bestimmt“, sagt Museumssprecher Dieter Brenner, der allein an rund 50 Events erinnert, die das HdS zusammen mit dem Uerdinger Klärwerk im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine gestellt hat. Die Goethe-Erkenntnis „wer vieles bringt wird manchem etwas bringen“ hatte sich als Rezeptur für ein kontrastreiches Programmangebot bewährt und wurde von einer großen Publikumsschar mit Applaus honoriert.

Da war zunächst die große - von Dr. Ulrike Denter kuratierte - Leitausstellung, die Wasser und Stoff als elementare Verbindung aufwies. Dafür konnte die Münchener Textilkünstlerin Sonja Weber gewonnen werden, die sich mit ihren gewebten Bildern weit über unsere Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat.

Ein Teil ihrer Exponate wird noch bis zum 25. Februar im Seidenmuseum an der Luisenstraße 15 gezeigt. „Mit ihren in Regenbogen-Farben schillernden Jacquardgeweben – in denen flüchtige Bewegungselemente von Wasser und Wolken erschaffen werden – gelingt Sonja Weber ein faszinierender Spagat zwischen den Elementen Wasser und Stoff, die das Thema der Schau bestimmen“, schrieb eine begeisterte Kritikerin.

Meereswogen und Wolken sind beliebte Motive, die die Münchener Textilkünstlerin Sonja Weber in ihren Exponaten verwebt hat.

Mit ihrer Ankündigung zur 650jährigen Jahrfeier „ein bunt-kulturelles Festprogramm aus Musik, Kunst und Performance ganz nach dem Motto von uns Krefeldern für Krefeld, für unsere Gäste und Besucher“ zu präsentieren, hatten die beiden Regisseure, Hansgeorg Hauser (HdS) und Christoph Becker vom Klärwerk, nicht Zuviel versprochen. Und so fanden sich dann – wie in der Modenschau des Berufskolleg Vera Beckers – viele heimische Akteure auf jenen Brettern wieder, die die Jubiläumswelt bedeuteten.

Nicht zuletzt zahlreiche Kooperationspartner trugen zum Erfolg der Geburtstagsfeier bei. So wurde zusammen mit der SWK eine völlig neue Stadtführung aus der Taufe gehoben und sprichwörtlich auf Schiene gesetzt. Dazu stieg „Meister Ponzelar“ höchst selbst von seinem Denkmal ab und drehte die Kurbel im „Blauen Enzian“, der Straßenbahn aus Kaiser Wilhelms Zeiten. Gleich drei Sonderfahrten, an der nur glückliche – von „Fortuna“ ermittelte – Gewinner teilnehmen konnten, standen auf dem Jubiläumsfahrplan. Brenner, der einmal mehr als Stadtführer agierte, verband die Krefelder Textil- mit der Geschichte der „Elektrischen“, wie die Straßenbahn einst liebevoll im Volksmund genannt wurde.

 

Sie wurden von „Fortuna“ ermittelt: Die Teilnehmer der dritten Sonderfahrt mit dem „Blauen Enzian“, der mit „Meister Ponzelar“ an der Kurbel durch die Stadt fuhr.
Fotos: HdS

 

„Das Stadtjubiläum 650 Jahre Stadt Krefeld ist zwar vorbei, nicht aber die Erinnerung an eine große Festfolge, die (überwiegend) von Krefeldern für Krefelder gestemmt wurde“, sagt Brenner, der abschließend dezent auf eine Reihe von Produkten – wie den Vagedes-Schal – hinweist, die auch über das Jubiläum hinaus in der Seidenboutique des Museums als Andenken an 2023 zu erwerben sind.

Exquisite Seidenschals der Seidenkultur zum Fest

Die festlichen Aktivitäten zum Krefelder Stadtjubiläum klingen langsam alle aus. Erstaunlich was viele Krefelder für Krefeld im wahrsten Sinne des Wortes nicht alles auf die Beine stellten. Wir denken da in die großen Mode-Revuen, die von den Akteuren des Vera-Beckers-Berufs-Kolleg und von Schinke-Couture in Szene gesetzt wurden. Auch die gewebten Bilder der Münchener Textilkünstlerin Sonja Weber konnten sich (und noch) sehen lassen. Insgesamt waren es rund 50 Events, die allein vom Haus der Seidenkultur (HdS) und dem Uerdinger Klärwerk angeboten wurden. Doch was ist von alledem geblieben? Nur die Erinnerung an 650 Jahre Stadt Krefeld?

„Nein“, sagt Museumssprecher Dieter Brenner und rät: „Halten Sie das Jubiläum wach. Und zwar mit einzigartigen (Weihnachts-)Geschenken, die Sie sich selbst oder Ihren Lieben machen.“ Damit spricht Brenner in erster Linie die Jubiläumsschals an, die in der Seidenboutique des Museums derzeit angeboten werden.

Da wäre zunächst der Vagedes-Schal (Foto), der dem gleichnamigen Erbauer der vier Wälle gewidmet ist. Das gute und seltene Stück (ca. 70 x 220 cm) wurde in Krefeld aus Filanent-Seide und Cashmir-Wolle nach einem Entwurf der Architektin Claudia Schmidt angefertigt. Und zwar in einer limitierten Auflage von gerade mal 100 Stück. Sollte es die ZDF-Sendung „Bares für Rares“ noch in fünf Jahren geben, wird sich der Preis von 289,50 € sicherlich verdoppelt haben. Mehr Infos über diese textile Rarität gibt es hier weiter unten auf dieser Seite, wo unser Museumschef Hansgeorg Hauser sich im wahrsten Sinne des Wortes in Schale geworfen hat.

Ebenfalls ein seltenes Stück Stoff wurde in Erinnerung dem Künstler Georg Ettl gewidmet. In einem exquisiten Seidenschal wurde der Original-Entwurf „Krähen & Menschen“ von Tochter Renate Ettl webtechnikgerecht zu einem Rapport umgewandelt und farblich harmonisch dem Prêt-à-Porter-Milieu angepasst. Auch dieser Schal (Größe ca. 50 x 200 cm) wurde in einer limitierten Auflage von 100 Stück zum Preis von 89 Euro produziert.

Und auch für das kleine Portmonee behält das HdS ein nicht minder interessantes Jubiläumsangebot bereit. Und zwar einen Schlüsselanhänger für 9.90 Euro mit den Motiven der nostalgischen Skyline-Architektur der Seidenstadt. Die bekannten Symbole – darunter die Fassaden der Dionysiuskirche, des Kaiser-Wilhelm-Museums und des Rathauses – wurden um die Silhouette des Uerdinger Klärwerks erweitert. „Nicht zuletzt deshalb, weil wir mit dem Klärwerk gemeinsam viele Events zum Stadtjubiläum ausgerichtet haben“, erläutert der Museumssprecher.

Der Jubiläums-Schlüsselanhänger wurde in enger Kooperation mit dem Krefelder Stadtmarketing entwickelt. Für die technische Umsetzung hat das HdS das „Kafka-Museum“ in Wuppertal gewinnen können, dem eine Bandweberei angeschlossen ist. So wurde der Schlüsselanhänger (es gibt nur Eintausend davon) stilgerecht auf einem alten Jacquardwebstuhl mit 16 Bändern produziert.

Übrigens: Rund um die Uhr können Sie alle diese besonderen Weihnachtsgeschenke im Online-Shop des Museums ordern. Ein Klick auf folgenden Link und schon haben wir für Sie geöffnet: Vagedes-Schal im Online-Shop

Festtagsrede von Dr. Walter Hauser (LVR) zum 650jähr. Stadtjubiläum

Für die Auftaktveranstaltung der gemeinsamen Jubiläumsaktivitäten vom Klärwerk und HdS zum 650jährigen Krefelder Stadtjubiläum konnten die Organisatoren Dr. Walter Hauser, Leiter des LVR-Landesmuseums, für die Festtagsrede gewinnen. Am Ende seiner Ausführungen überreichte Hauser unserem Museumschef Hansgeorg Hauser und Christoph Becker vom Klärwerk die ERIH-Mitgliedsplakette. Damit ist es jetzt offiziell, dass es sich beim Haus der Seidenkultur (HdS) und dem Uerdinger Klärwerk um Industriedenkmäler handelt, die entlang der Route der Europäischen Industriedenkmäler liegen. Hier nun die festliche Ansprache des LVR-Mannes:

LVR-Repräsentant Dr. Walter Hauser (rechts) überreicht Hansgeorg Hauser (links) und Christoph Becker, die ERIH-Plakette. Damit liegen jetzt sowohl das Haus der Seidenkultur als auch das Uerdinger Klärwerk entlang der Route europäischer Industriedenkmäler.
HdS-(Film-)Foto: Dieter Brenner

„Gerne habe ich die Einladung angenommen, zur Ausstellungsvernissage im Jubiläumsjahr der Stadt Krefeld hier im Klärwerk sprechen zu dürfen. Zeigt die heutige Veranstaltung doch, wie sehr Industriekultur in Krefeld in den Köpfen und Herzen – endlich – angekommen ist, und dabei ist, zu einem lebendigen, unverzichtbaren Teil der Krefelder Kultur zu werden – vielleicht gar zu einem Stück Stadt-Identität?

Viel ist geschehen in Sachen Industriekultur in Krefeld in den letzten Jahren. Das verdankt sich weniger klugen Verwaltungen, Agenturen oder Gremien, sondern vor allem einigen hoch engagierten Menschen in Krefeld, die die Ausstrahlung und Aura von Orten wie diesem hier entdeckten, die sich davon begeistern ließen – die dann einfach machten, anpackten und andere damit ansteckten. Und die ihre Köpfe zusammenstecken und miteinander kooperieren, wie beispielhaft bei diesem heute zu eröffnenden Gemeinschaftsprojekt von Klärwerk und Haus der Seidenkultur, zwei Highlights der Industriekultur in Krefeld.

Als ich vor über 10 Jahren in diese Stadt kam, manche werden sich erinnern, da hing die Zukunft des Hauses der Seidenkultur eher noch am seidenen Faden – kaum einer, außer Hansgeorg Hauser natürlich, wollte darauf eine Wette eingehen. Ein anderes Juwel der Industriekultur, Mies van der Rohes Verseidag-Bauten, wartete noch darauf, richtig aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Das Klärwerk in Uerdingen war höchstens ein Geheimtipp, wenn es überhaupt jemand kannte. Heute feiern wir hier ein wunderbares Stadtjubiläum und erfreuen uns an den Werken von Künstlerinnen und Künstlern, die hier anders zur Geltung kommen als etwa im White Cube eines Kunstmuseums. Nach dem pünktlichen Abschluss des ersten Teils der Sanierungsarbeiten vor wenigen Tagen ist das Klärwerk endlich ganz regulär als Veranstaltungsort nutzbar und wird das Kulturleben der Stadt sehr bereichern. Das Programm, das uns in den kommenden Wochen hier und im Haus der Seidenkultur erwartet – Ausstellungen, Konzerte und vieles mehr – ist fulminant.

Denkmale sind ja nicht um ihrer selbst willen da, auch nicht allein wegen ihrer Architektur oder besonderen Geschichte, sie müssen leben, in ihnen muss neues Leben stattfinden, durch neue Nutzungen; dann entfalten sie ihre Kraft, schaffen Räume, die uns an Vergangenes erinnern und aber dadurch uns auch zu Neuem inspirieren.

Viel ist geschehen in den letzten Jahren. Aber der Schatz der Krefelder Industriekultur ist groß und noch nicht gehoben. In NRW denkt man bei Industriekultur vielleicht zu sehr an das Ruhrgebiet, an den – zugegeben spektaktulären – „big stuff“ der Ruhrindustrie. Der verstellt uns manchmal den Blick auf andere Orte. Ich bin viel in Europa in Sachen Industriekultur unterwegs, begegne viel Aufbruchsstimmung. Hierzulande scheint mir, dass für viele, gerade im politischen Raum, Industriekultur eher als eine Sache von gestern gilt, ein Kind des Strukturwandels im Ruhrgebiet des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Das ist ein großes Missverständnis. Denn das was uns heute alle umtreibt, die große Transformation der fossilen Industriegesellschaft – wo, wenn nicht an den einstigen Schauplätzen dieser Industriegesellschaft, lässt sich besser verstehen und verhandeln, worum es dabei geht? Industriekultur beginnt mit dem Erinnern an das Vergangene – an die epochale Transformation des Industriezeitalters, die an Orten wie diesen stattfand, aber sie öffnet eben auch Räume für die Zukunft. Im historischen Klärwerk geht es um Wasser – zukunftsgerichteter könnte das Thema dieses Ortes nicht sein.

Industriekultur erfindet sich dabei immer wieder neu. Gerade Krefeld wird sehr unterschätzt in der Vielfalt des industriellen Erbes; Krefeld verdankt sich eben nicht wie viele der bekannten großen Industriezentren einer industriellen Monostruktur.

Zweifellos war die Samt- und Seidenindustrie das identitätsbildende Aushängeschild Krefelds, lange ihr bedeutendster Gewerbezweig – aber welche andere Textilstadt war zugleich so stark als Stahlstandort und als Chemiestandort, aufgrund ihrer Lage an der Schnittstelle von Ruhrgebiet und Niederrhein, auch an der Handelsachse des Rheins. Davon zeugen noch immer beeindruckende Bauten am Hafen, das Edelstahlwerk, die zugehörigen Siedlungen, die Verseidag-Bauten oder eben, beispielhaft für das die Stadt prägende Produktionsregime, das Haus der Seidenkultur. In Krefeld ist Bedeutendes erfunden und entwickelt worden, von Farbpigmenten über Walzen bis zu Super-Absorbern, und anders als vielerorts im Ruhrgebiet, gibt es hier auch noch reichlich lebendige Industrien, die Hightech-Textilfasern oder Hightech-ICE-Züge produzieren, und hochspezialisierten Maschinenbau, der natürlich auch in der textilen Vergangenheit seine Wurzeln hat.

Noch spannender finde ich aber, wie vielseitig das industriekulturelle Erbe der Stadt heute sich wieder mit Leben füllt. So entwickeln sich Orte für das Erinnern und das Bewahren handwerklicher Tradition; Orte, die der Stadt- und Kulturlandschaft ein Gesicht geben, Orte, die Raum für neues Gewerbe, für Wohnen, sozialen Zusammenhalt, für Tourismus und Bildung schaffen – und last not least für Kunst und Kultur. Wunderbar, wenn man so einen Ort wie den Websaal im Haus der Seidenkultur hat und daraus ein europaweit einzigartiges Museum (und, wie wir gleich sehen werden, eine ebenso eindrückliche Fotoausstellung) machen kann – vergleichbar damit auch das kleine Museum in der ehemaligen Weinbrennerei Dujardin, in der man beim Besuch meint, die Produktion müsse doch gerade erst vor kurzem geendet haben. Die Engländer nennen so etwas eine „time capsules“ – Zeitkapseln.

Oder eben die Samtweberei Mottau & Leendertz, mit ihrem innovativen, ungewöhnlichen Erhaltungs- und Nutzungskonzept, das diesen Ort zum Nukleus neuer sozialer Quartiersentwicklung macht; oder das Verseidag-Gelände, das neuen Geschäfts- und Gewerbeideen Raum bietet. Letzteres sind jedes auf seine Weise „Zukunftslabore“. Und schließlich das Klärwerk, das auf dem Weg ist, ein lebendiger Ort der Kultur, des Diskurses und der Bildung zu Fragen der Zeit zu werden. Der sich geradezu anbietet, über eines der großen drängenden Themen unserer Zeit zu sprechen, zu diskutieren, sich zu bilden: Wasser.

Kurzum – der Wahlspruch der Stadt: innovativ – kreativ – weltoffen, das passt schon ziemlich gut zu diesen industriekulturell geprägten Orten, und es passt ganz wunderbar auf die Arbeit der beiden Initiativen, die das Haus der Seidenkultur und das Klärwerk neu zum Leben erweckten.

Industriekultur also allüberall? Nun ja, so gut wie alles, was uns an Dingen heute so umgibt, ist ja letztlich ein Ergebnis industrieller Prozesse; die Art und Weise, wie wir arbeiten, selbst wie wir unsere Freizeit gestalten, sie ist zutiefst vom Industriezeitalter geprägt. Es steckt in unseren Köpfen, ist quasi allgegenwärtige kulturelle Prägung. Weil die industrielle Produktion heute oft in andere Länder abgewandert und unsichtbar geworden ist, ist uns das oft nicht mehr so richtig bewusst: die zeitweise populäre Rede vom sogenannten post-industriellen Zeitalter ist aber recht verlogen. Der globale Siegeszug industrieller Produktions- und Lebensweisen hat Kultur und Natur auf dem Planeten Erde mittlerweile freilich so tiefgreifend – und bedrohlich – geprägt und verändert, dass wir heute von einem neuen Erdzeitalter, dem Anthropozän sprechen. Industriekultur ist die Signatur dieses Zeitalters, und wenn wir diese Zeit, unsere Zeit, verstehen wollen, dann brauchen wir genau solche Orte wie diesen hier.

Ganz nebenbei ist es auch nachhaltig und Ressourcen schonend, diese Orte neu zu nutzen statt sie abzureißen.

Bürgerschaftliches Engagement

Das, was hier geleistet wurde - in erster Linie das Ergebnis eines bürgerschaftlichen Engagements -, ist bewundernswert, aber auch ein wenig typisch für Industriekultur. Und schon immer gewesen, seit ihren Anfängen in den 1970er Jahren – man denke an den Erhalt der ältesten Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets, Eisenheim in Oberhausen, oder um die Kämpfe um die Zeche Zollern in Dortmund (das erste eingetragene Industriedenkmal in Deutschland), aber auch viele andere Juwelen, die die Kulturlandschaft in NRW heute wie selbstverständlich prägen – im Kern war Industriekultur immer und zunächst „Kultur von unten“. Wie für andere Sparten von Kunst und Kultur gilt freilich auch hier: ohne nachhaltige Unterstützung der öffentlichen Hand geht auf die Dauer nichts, Stadt und Land müssen hier ihrer Verantwortung gerecht werden.

Ich sagte vorhin, Krefeld wird unterschätzt. Nun, immerhin ist Krefeld jetzt endlich auch auf der europäischen Landkarte der Industriekultur sichtbar und mit diesen zwei wunderbaren Standorten vertreten. Sie sind beide Mitglied und ein Teil von ERIH geworden, der Europäischen Route der Industriekultur. Wenn Sie ERIH noch nicht kennen, dann schauen Sie später mal ins Netz, auf die ERIH-Webseite. Dort präsentiert sich eine der umfassendsten und aktivsten Europäischen Kulturrouten des Europarats, ein europäisches Kulturnetzwerk, das hunderte industriekulturelle Standorte in allen Ländern Europas miteinander verknüpft. Schon lange ist es mir ein Anliegen, Krefeld auf dieser Route zu verorten, und zum Schluss meines bescheidenen Beitrags heute habe ich noch die schöne Aufgabe, den beiden Standorten die druckfrisch eingetroffenen Standortplaketten zu überreichen.

Ich finde ja, dass es durchaus noch mehr Standorte in Krefeld gibt, die das Zeug dazu hätten, Standort von ERIH zu werden.

Ich will aber nicht länger von dem ablenken, was heute im Mittelpunkt stehen soll – die Kunst, die Kunstwerke, in gleich drei ganz verschiedenen Ausstellungen dreier Künstlerinnen und Künstler. Alle drei verbindet, dass sie alle sich in je eigener Weise von Prozessen und Dingen inspirieren ließen, die mit diesen Orten und mit industriellen Verfahren zu tun haben. Aber dass Industrie und Kunst zusammengehen, dass Industriekultur mit Kunst zu tun hat, die Inspiration der Kunst braucht, das sollte für eine Industriestadt, die einst so sehr vom Bauhaus inspiriert war, wie wir im Bauhaus-Jubiläumsjahr erst kürzlich gelernt haben, ja nichts Neues sein.

Vielen Dank!“

(Es galt das gesprochene Wort)

Neues Büchlein von Heinz Webers enthält tollen Stoff

„Wie die Seide nach Krefeld kam“, heißt das neunte Büchlein, das Heinz Webers jetzt im Verlag der „Seidenweberei-Bücherei“ herausgegeben hat. „Die kleinen Bücher von Heinz Webers sind schon Kult und ein Muss für alle, die über verschiedene Aspekte Krefelds und der hiesigen Mundart erfahren wollen“, schrieb dazu Christian Oscar Laki in der „Westdeutschen Zeitung“. Und: „Die Keimzelle des Büchleins ist ein kleines Wörterbuch der Krefelder Mundart. So kann man etwa erfahren, was Jetau (Webstuhl), Lakaasch (Webreste) oder Schlomm (Arbeitsschütze) heißt“.

 

Zitieren wir weiter aus der WZ: „Webers schildert in Kapiteln das Leben einer Weberfamilie um die Jahrhundertwende und schreibt auch über die äußere Erscheinung des Webers. Noch viel mehr Spannendes lässt sich im Buch entdecken, etwa über Heinrich Oelhausen oder weitere Literatur zur seidigen Vergangenheit Krefelds. Aber auch Grundsätzliches wird am Anfang des Buches geklärt über Textilverarbeitung, Stoffe und natürlich Seide.“

 

In der „Rheinischen Post“ würdigt Petra Diederichs das neue Büchlein, das in enger Kooperation mit dem Haus der Seidenkultur (HdS) entstanden ist. Unter der Überschrift „von Hennefott und Jraaduutkapp“ wirft die RP-Autorin die Frage auf, ob noch eine Abhandlung über die Krefelder Stadtgeschichte nötig ist. Antwort: „Durchaus!“ Und auch Heinz Webers meint: „Es ist alles schon über Krefeld geschrieben worden. Aber es steht überall verteilt. Ich wollte das zusammenfassen; und zwar ganz kurz.“

 

Und weiter heißt es in der RP: „Die größte Stärke des kleinen Geschichtsbändchens ist die persönliche Perspektive, aus der Webers erzählt. Er hat ungezählte Quellen vom klassischen Nachschlagewerk über digitale Plattformen bis zu einem Zeitungsartikel über die Krise der Krawatte ausgewertet. Er spannt den Bogen von Gelduba im Jahr 69 nach Christus bis in die Gegenwart.

 

Bei einem Mundartabend am Mittwoch, 8. November, 19 Uhr, im HdS, Luisenstraße 15, wird Webers mit dem Büchlein aufwarten und mit seinen Mundartfreunden Texte, Musik und Lieder präsentieren. „Wie die Seide nach Krefeld kam“ kostet neun Euro und ist erhältlich im Buchhandel und im Haus der Seidenkultur.

Von Chrismie Fehrmann

Klare, geometrische Formen, gradlinige und rechtwinklige Straßenzüge–der Vagedes-Plan der vier Wälle mit ihren Straßen mutet an, wie Kett- und Schussfaden, aus denen Stoffe gewebt werden. Die Architektin und Künstlerin Claudia Schmidt hatte die Idee, beides zu verbinden. Die Fachleute im Haus der Seidenkultur sorgten für die Umsetzung. Das Ergebnis ist ein wertvoller, wunderschöner Vagedes-Schal aus Seide und Kaschmir. Ein toller Beitrag zum 650. Geburtstag der Stadt.

„Die Entstehung des Schals dauerte einige Zeit, genau ein dreiviertel Jahr“, berichtet Hansgeorg Hauser, Chef im Haus der Seidenkultur, nicht ohne Stolz auf das gelungene, exklusive Werk. Die Pläne sind viel älter. „Wir haben die edelsten Fäden dazu genommen. Unsere Textilmustergestalter haben Schmidts Entwurf in ein Jacquardmuster übertragen.“

Gemeinsam mit Fachleuten einer Krefelder Weberei sei das lange, schmale und natürlich rechteckige Kleidungsstück – man denke an die Pläne des Architekten und Stadtplaners Adolph von Vagedes – gefertigt worden, berichtet er weiter. „Mit diesem exklusiven Schal werden die Träger, Frauen wie Männer, zu Botschaftern Krefelds.“

Schmidt habe auf komplexe Weise Identität geschaffen, indem sie Erinnerungen an die Geschichte Krefelds erwecke, an die Stadt, die einstmals die reichste Stadt Preußens gewesen sei, berichtet der Chef im Haus der Seidenkultur.

Der Schal ist wirklich groß und hat nicht nur in seinen Ausmaßen, sondern auch in der Qualität Format. „Er ist in einem typischen Krefelder Prozess entstanden, wie er zu Beginn des 20. Jahrhunderts ablief“, erklärt Hauser. „Es wurde gemustert, patroniert und gewebt.“

Der Schal ist 2,20 Meter lang und 70 Zentimeter breit und kann gut als wärmendes Kleidungsstück im Übergang der Jahreszeiten übergeworfen werden. Er ist in fünf verschiedenen Farbvarianten – einer kommt in allen Tönen daher – zu haben. Jede Variante ist auf 20 Stück limitiert und besitzt kurzeseidige Fransen. Hauser: „Es gibt also nur 100 Schals.“ Jeder hat seinen Preis, ist für 289,50 Euro zu haben.

Schmidt: „Wer den Schal ausbreitet, kann den Masterplan, die Zeichnung für die vier Wälle von 1819 erkennen.“ Sie hat sich auf die essenziellen Merkmale des Konzeptes von Vagedes konzentriert und den ursprünglichen Stadtgrundriss klar und in eine grafisch-schematische Darstellung übersetzt. Drei markante Punkte, der Friedrichsplatz, die St. Dionysiuskirche und der Neumarkt sind gut darauf zu erkennen.

Dieses Rechteck bildet den größten Teil des Musters. Auf einem weiteren Drittel ist ein Schriftzug eingewebt. Der „Plan von Crefeld entworfen durch A von Vagedes, königl. Regierungs- und Baurath Vermessen und gezeichnet von W. Goldammer“.

Die Buchstaben seien eine Herausforderung gewesen, erklärt die Künstlerin. „Sie sehen aus, wie in Stein gemeißelt, wie auf einer Zeichnung von vor 200 Jahren“, findet sie. „Ein Muster, einer Bordüre ähnlich, verleiht den Großbuchstaben ein besonderes Aussehen.“

Hansgeorg Hauser ist stolz auf das exklusive Werk, dessen Entstehung ein dreiviertel Jahr gedauert hat. Für die Produktion wurden die edelsten Fäden verwendet. Textilgestalter haben den Entwurf von Claudia Schmidt in ein Jacquardmuster übertragen.
Foto: Dirk Jochmann

Klärwerk und Haus der Seidenkultur präsentieren gemeinsames Festprogramm

Zum Stadtjubiläum entwickelt: Das gemeinsame Logo vom Haus der Seidenkultur und dem Uerdinger Klärwerk. Es zeigt, wie sich die Fäden der beiden historischen Einrichtungen miteinander verknüpfen.

Mit einer großen Auftaktveranstaltung zünden das historische Klärwerk in Uerdingen und das Haus der Seidenkultur (HdS) am 1. September den Countdown einer großen Festfolge zum 650jährigen Stadtjubiläum. Beide Einrichtungen präsentieren im September und Oktober rund 50 Events, „die zeigen, wer und was in Krefeld steckt“, wie Museumschef Hansgeorg Hauser und Christoph Becker vom Klärwerk „ein bunt-kulturelles Festprogramm aus Musik, Kunst und Performance ankündigen“. Alles ganz nach dem Motto: „Von uns Krefeldern für Krefeld, für unsere Gäste und Besucher!“

Bereits zum (Programm-)Start werden im Klärwerk Exponate der Textilkünstlerin Sonja Weber, des Objektkünstlers Georg Ettl und des Fotografen Manfred Grünwald gezeigt. Letzterer war mit seiner Kamera auf Motivsuche im nostalgischen Websaal der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes, dem heutigen HdS, unterwegs. Alle drei Künstler verbindet sprichwörtlich ein „roter Faden“, der sich in völlig unterschiedlichen (Textil-)Arbeiten wiederfindet.

Die beiden „Denkmalverliebten“: Hansgeorg Hauser (links) und Christoph Becker.

So hat sich die Münchener Textilkünstlerin Sonja Weber mit gewebten Bildern einen Namen gemacht. Ihre Exponate werden im Rahmen der von Dr. Ulrike Denter kuratierten Ausstellung „Wasser + Stoff – eine elementare Verbindung“ zu sehen sein. Und zwar im Klärwerk bis zum 31. Oktober und in einer thematisch kompletten Ausstellung im Haus der Seidenkultur vom 10. September bis zum 25. Februar 2024. Mit ihren in Regenbogen-Farben schillernden Jacquardgeweben – in denen flüchtige Bewegungselemente von Wasser und Wolken erschaffen werden – gelingt Sonja Weber ein faszinierender Spagat zwischen den Elementen Wasser und Stoff, die das Thema der Leitausstellung bestimmen.

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist im Klärwerk dem Bildhauer, Objekt- und Textilkünstler Georg Ettl gewidmet, der 2014 nach langer Krankheit in Viersen starb. Gezeigt werden seine Kunsteditionen aus Textil und Metall. Im Mittelpunkt stehen zwei großformatige, maschinell gewebte Arbeiten: der Wandteppich „Die Untugenden des Menschen“, der im Jahr 2002 noch zu Lebzeiten Ettls entstand, und der Wandbehang „Krähen und Menschen“ nach einem Entwurf Ettls. Dieser konnte jetzt in Zusammenarbeit mit dem HdS posthum realisiert werden. Die Silhouette der Krähe tauchte zum ersten Mal in 1997 auf, als Ettl mit der Gestaltung des Innenhofes des Kaiser-Wilhelm-Museums in Krefeld beauftragt wurde. Um den Raum zu öffnen, ersetzte der Künstler die Wände des Innenhofs durch einen einfachen, von Krähen überzogenen Zaun.

Vor den Werken von Sonja Weber stehend lösen sich die Bilder in eine gewebte Struktur auf, die in den Meereswogen und Wolken auszumachen sind.
Repros (3): HdS

Für die Auftaktveranstaltung der gemeinsamen Jubiläumsaktivitäten vom Klärwerk und HdS konnten die Organisatoren Dr. Walter Hauser, Leiter des LVR-Landesmuseums gewinnen. Ferner den Historiker und Drehbuchautor vieler WDR-Fernsehbeiträge, Helge Drafz. Den musikalischen Part bestreitet der Linner Shanty-Chor. Wer am 1. September um 17 Uhr bei alledem im Jugendstil-Klärwerk mit von der Partie sein möchte, der richte seine Anmeldung bitte per Mail an Dit e-mailadres wordt beveiligd tegen spambots. JavaScript dient ingeschakeld te zijn om het te bekijken.. Eine komplette Übersicht über alle Veranstaltungsaktivitäten gibt es im Internet unter 650.klaerwerk-krefeld.org

650 Jahre Stadt Krefeld: Damit dieses Ereignis wirklich zu einem „persönlichen Schlüsselerlebnis“ wird, bietet das Haus der Seidenkultur (HdS) jetzt zum Auftakt der Festivitäten einen Schlüsselanhänger mit dem Motiv der nostalgischen Skyline-Architektur der Seidenstadt an. Die bekannten Symbole – darunter die Fassaden der Dionysiuskirche, des Kaiser-Wilhelm-Museums und des Rathauses – wurden um die Silhouette des Uerdinger Klärwerks erweitert. „Nicht zuletzt deshalb, weil wir mit dem Klärwerk gemeinsam viele Events zum Stadtjubiläum ausrichten“, wie HdS-Sprecher Dieter Brenner eine „kontrastreiche Festfolge beider Industriedenkmale“ ankündigt.

 

 

In einer dem Wuppertaler „Kafka-Museum“ angeschlossenen Bandweberei wird der Krefelder Jubiläums-Schlüsselanhänger auf einem Jacquardwebstuhl mit 16 Bändern produziert.
Fotos: HdS

 

Der Jubiläums-Schlüsselanhänger wurde in enger Kooperation mit dem Krefelder Stadtmarketing entwickelt. Für die technische Umsetzung hat HdS-Projektleiter Jürgen Schmitz das „Kafka-Museum“ in Wuppertal gewinnen können, dem eine Bandweberei angeschlossen ist. So wurde der Schlüsselanhänger stilgerecht auf einem alten Jacquardwebstuhl mit 16 Bändern produziert.

Schmitz: „Beim Gurtband haben wir uns für eine robuste, wetterfeste und extrem strapazierfähige Gurtware aus Polypropylen (PP) entschieden. Sie hat eine hohe Reißfestigkeit, ist hitze- und säurebeständig und waschbar bei 30 ° C. Das aufgenähte Band mit den Symbolen und der farbigen Gestaltung der Jubiläumsfeier ist in der Kette aus Polyester (PES) und im Schuss(-Faden) aus langfaseriger, mercerisierter, ägyptischer Baumwolle gewebt. Auch dieses Material ist waschbar“, verspricht Schmitz einen hohen Tragekomfort.

 

 

Dipl. Ing. Jürgen Schmitz sorgt als Projektleiter im Haus der Seidenkultur dafür, dass der Krefelder Jubiläums-Schlüsselanhänger sprichwörtlich unter die Leute kommt.

 

Der Krefeld-Schlüsselanhänger wurde vom HdS in einer Auflage von Eintausend Stück produziert und ist ab Mitte Mai zum Preis von 9.90 Euro an rund 20 Verkaufsstellen in der Stadt erhältlich; darunter in sämtlichen Büchereien, dem Deutschen Textilmuseum und natürlich im Haus der Seidenkultur. Dort kann der Anhänger auch online hier rund um die Uhr geordert werden.

Über den „denkmalverliebten Christoph Becker“ berichtete jetzt das WDR-Fernsehen in der „Lokalzeit“. „Becker hat das Klärwerk mit zwei Freunden gekauft; und immer, wenn Geld da ist wird es saniert“, begann Autor Helge Drafz seine Fernsehreportage. Im Beitrag mit von der Partie unser Hansgeorg Hauser, „der auch schon mal ein Industriedenkmal gerettet und daraus in Privatinitiative ein Museum gemacht hat“, wie Drafz den Zuschauern vor den Bildschirmen die Gemeinsamkeit der beiden Männer erklärte.

 

Hauser (links im Bild) zeigte sich dann auch begeistert von den Sanierungsarbeiten seines Kollegen. „Die Krefelder wissen gar nicht wieviel schöne Kleinode sie besitzen“, stellte Hauser mit Blick auf die Industriedenkmäler Klärwerk und Haus der Seidenkultur fest. Beide Einrichtungen planen gemeinsame Aktivitäten zum anstehenden Stadtjubiläum. „Daher müssen sie jetzt im Klärwerk Gas geben, damit im Spätsommer alles fertig ist“, kommentierte Drafz die Reportage über die aktuellen Baufortschritte.

Becker selbst war live im Düsseldorfer Lokalzeit-Studio, wo er nach Ausstrahlung des Filmbeitrags von Moderatorin Laura Rohrbeck interviewt wurde. Insgesamt fast zehn Minuten widmete das WDR-Fernsehen dem Beitrag aus Krefeld, „wo das Klärwerk einst als Symbol für eine moderne Stadt galt“, wie Helge Drafz abschließend feststellte. In unserer eigenen Mediathek haben wir die Sendung bei YouTube für euch eingestellt.

Handwerkskammer geëerd handwever voor zijn levenswerk

"Ik mocht van mijn hobby mijn beroep maken", zegt handwever Günter Oehms, die - zoals museumdirecteur Hansgeorg Hauser het uitdrukte - "een van de "boegbeelden van het House of Silk Culture (HdS)" is. -jarige ontvangt de diamant voor zijn levenswerk Mastercertificaat van de Kamer van Ambachten "voor 60 jaar actief, succesvol beroepsleven als meester in het weefvak, dat zeldzaam is geworden". vond plaats met Dr. Axel Fuhrmann, de algemeen directeur van de Düsseldorf Chamber, bezocht de voormalige paramentweverij Hubert Gotzes aan de Luisenstraße 15 in Krefeld.

"Günter Oehms is een textielspecialist die ongeëvenaard is", zei Fuhrmann in zijn lovende toespraak. En: "Hij is een technisch expert in alles wat te maken heeft met de machinebouw van het handweefgetouw van Europees aanzien." Tegen deze achtergrond heeft onze Günter de bekendheid van ons museum tot ver buiten de grenzen van de fluweel- en zijdestad aanzienlijk kunnen vergroten", nam Hauser de woorden van de vorige spreker over.

Günter Oehms – geboren op 22 mei 1935 in Trier – begon als oudste van drie kinderen in 1949 aan een leertijd als zakenman in Manderscheid (Eifel), die hij drie jaar later met glans afrondde.

Aan "zijn" weefgetouw in het Haus der Zijdecultuur ontving Günter Oehms (rechts) het diamantmeestercertificaat van de algemeen directeur van de Düsseldorfse Ambachtskamer, Dr. Axel Fuhrmann.    HdS-foto: Dieter Brenner

 

Oehms: "De bureaustoel was niks voor mij!"

Maar de jonge Oehms besefte al snel dat hij niet oud wilde worden op een bureaustoel. Hij was eerder gefascineerd door het ambacht en vooral het gilde van wevers. Al als kind was hij in aanraking gekomen met een weefgetouw op een nabijgelegen boerderij. In 1953 bracht hij vervolgens zijn droombaan in de praktijk en begon een leertijd als handwever op kasteel Arras in Alf aan de Moezel.

Met zijn gezelsdiploma in de hand kwam hij in 1956 naar de fluweel- en zijdestad, waar hij als jonge gezel een baan vond in het stropdas- en handweefatelier "Sugora".

Met talent en ijver werkte hij zich al op in het bedrijf om meestervakman te worden, nog voordat hij deze titel officieel in 1962 kreeg. Hij had eerder de masterschool in Krefeld gevolgd en slaagde voor het meestervakmanexamen aan de Kamer van Düsseldorf van Ambachten.

Andere stations in zijn professionele carrière waren onder meer de bedrijven "Kleinod" en "Meister-Krawatten", waar hij werkte als kotter en teamleider.

Als meestervakman was hij ook een veelgevraagd vakman aan de Werkkunstschule in Krefeld, waar hij van 1965 tot 1971 parallel aan zijn beroepsactiviteit lesgaf als docent handweven.

"I then retired in 1994", zegt Günter Oehms, die uitlegt dat ook hij niet gespaard bleef van de malaise in de textielindustrie. Maar het weefgetouw - een van hen stond en staat thuis - zou een een belangrijk deel van zijn leven in de toekomst.

dipl. tekstingenieur Walter Tillmann, die Oehms ontmoette op de 100ste verjaardag van de Girmes in de Oedter Albert Mooren Halle, was niet geheel onschuldig in deze ontwikkeling. Het motto na een eerste ontmoeting was vrij snel bekend: "We moeten absoluut iets samen doen!"

Dit voornemen resulteerde in 1983 in de oprichting van het kleine textielmuseum "Die Scheune" in Hinsbeck. Daar kwam hij uiteindelijk in (eerste) contact met leden van het Krefeld "House of Silk Culture", waar Günter Oehms de oude Jacquard doemt sinds de millenniumwisseling weer op.

Oh ja: Tussendoor was er ook wat tijd voor (puur) privézaken: Günter Oehms trouwde in 1960 met Susanne Leßmann; dit huwelijk bracht drie kinderen voort. De familie toonde veel begrip dat het hoofd van de familie altijd "getrouwd" was met het weefgetouw.

Kijkend naar het bewogen (professionele) leven van de winnaar, vatte Dr. Fuhrmann de indrukwekkende ceremonie samen: "Krefeld en de hele handel aan de Nederrijn en daarbuiten hebben veel te danken aan Günter Oehms en zijn werk!"

 

Biografie van een man die niet wil "opscheppen".

Op veel plaatsen was en is er veel vraag naar het advies en handelen van de handwever. Slechts met tegenzin - omdat hij "niet wil opscheppen" (pronken) - somt Günter Oehms hier enkele stations van zijn vrijwilligerswerk op en noemt hij instellingen en plaatsen waar hij het oude weefvak heeft geënsceneerd.

  • Vlasmuseum Wegberg in Beeck
  • Weberhaus St. Hubert (hier plaatste hij weefgetouwen)
  • Museum Horst (NL)
  • Streekmuseum Hansenhof in Velden (NL)
  • Schlesierhaus Heisterbacher Rott in Bad Godesberg
  • Vlasmarkt in Krefeld-Linn
  • Landgoed Heimendahl te Kempen (inclusief deelname aan de "Dag van de Rechtbank")
  • Kloster Himmerrod (deelname aan de "Klostermarkt", een van de oudste ambachtelijke markten in de Eifel)
  • Thuisclub Viersen
  • Manderscheid kermis
  • Alexius Ziekenhuis Neuss (waar hij bijna 1 jaar een therapiegroep leidde).
  • Deelname aan diverse dorpsfeesten in de Eifel, zoals het 1200-jarig bestaan van de Obergöttlinger of het feest in Pantenburg.
Handweefmeester Günter Oehms heeft letterlijk de draad stevig in handen.    HdS-foto: Brenner

De Bauhaus-student, textielontwerper, grafisch ontwerper, kunstenaar en universitair docent prof. Annette Pöllmann stierf op 16 oktober op 96-jarige leeftijd . Dit trieste nieuws bereikte het publiek deze dagen vanuit ons Huis van de Zijdecultuur (HdS), waar het Bauhaus-icoon de adviesraad van het museum verrijkte met haar diverse artistieke vaardigheden.

Voor velen was Annette Pöllmann de Bauhaus-studente die had gestudeerd bij Georg Muche en Elisabeth Kadow en professor was aan de Krefeld Textile Engineering school (later Niederrhein University of Applied Sciences) eiste de hoogste kwaliteit van haar lessen. Voor anderen was ze de pionier van het schilderen op zijde, de onvermoeibare creatieve persoon die, wanneer ze werd uitgenodigd, haar gasten vroeg om de radijsjes bij het buffet te tekenen voordat ze werden gegeten omdat ze zo smakelijk rood gloeiden.

Annette Pöllmann (rechts) opende in 2017 samen met curator Ulrike Denter de tentoonstelling "Toen de patronen leerden lopen".

"Iedereen zal zich haar hartelijke hart, haar onvergankelijk oordeel en haar fijne gevoel voor humor herinneren", schrijft Petra Diederichs in een overlijdensadvertentie in de Rheinische Post. En: "Annette Pöllmann, die naam heeft gemaakt buiten de grenzen van Europa, was altijd creatief - bijna tot haar laatste dagen." Ze keek constant vooruit en op zoek naar iets nieuws.

Het advies dat ze gaf, vooral aan jonge mensen: "Mensen, geef nooit op, zelfs als je nederlagen moet overwinnen!" En ze wist waar ze het over had: als universitair afgestudeerde kreeg ze bij het zoeken naar een baan te maken met 113 afwijzingsbrieven omdat ze als 'wilde Picasso' haar tijdgenoten opnieuw een stap voor was met haar ideeën.

Sinds haar pensionering heeft ze het Haus der Seidenkultur het afgelopen decennium steeds vaker gebruikt als platform voor haar textielkunst. "Toen de patronen leerden lopen" was een van haar laatste grote tentoonstellingen in 2017, die ze samen met Dr. Ulrike Denter is curator. Deze samenwerking groeide uit tot een geweldige vriendschap tussen de twee textielarbeiders.

"Met Annette Pöllmann wordt een groot deel van de Krefeldse textielcultuur begraven", zegt onze museumdirecteur Hansgeorg Hauser, die in mei van dit jaar opende samen met Pöllmann de huidige tentoonstelling "Iridescent pearls hanging by a thread". De exposities waren afkomstig van haar zus Margarete Schumacher.

De "koningin-moeder" van de zijdecultuur, zoals Pöllmann waardig was in onze museumkringen, bracht de afgelopen weken door in de " Bonhoeffer -Een huis". De begrafenis zal medio volgende week plaatsvinden met uw familie in uw geboorteplaats in Iserlohn.

"Maar haar levensweg leidde Pöllmann al vroeg naar Krefeld", zegt Christian Oscar Gazsi Laki, hoofd Cultuur bij WZ, bladerend door de biografie van de kunstenaar Ze studeerde onder meer vrije grafiek aan de Academie van Düsseldorf, totdat ze in 1972 professor werd aan de Niederrhein University of Applied Sciences in Mönchengladbach, waar ze textiel- en kledingtechnologie doceerde met een focus op textielontwerp.

"Het levenswerk van de multi-getalenteerde kunstenaar zal altijd voortleven in het House of Silk Culture", aldus het overlijdensbericht van de rouwenden van het museum.< /span>

Annette Pöllmann stond meerdere keren voor de televisiecamera in het Huis van de Zijdecultuur. Hier in gesprek met WDR-auteur Helge Drafz.
HdS-foto's: Brenner

... bescheinigt uns einhellig die Krefelder Presselandschaft. „Die Digitalisierung im Haus der Seidenkultur schreitet voran“, schreibt Marilena Claßen Anfang August in der WZ und berichtet darüber, dass unsere Museumsbesucher zu den normalen Öffnungszeiten mit einem Tablet elektronisch durch unser Haus geführt werden können. RP-Redakteurin Petra Diederichs hat uns gar eine halbe Seite in ihrer Zeitung gewidmet. Diesen Beitrag möchten wir an dieser Stelle den Lesern unserer Web-Seite mit einem Dankeschön an die RP an dieser Stelle ungekürzt zur Verfügung stellen.

VON PETRA DIEDERICHS

Wolsig52 war vorher noch nie in der Krefelder Innenstadt. „Aber wir haben bei unserem Spaziergang festgestellt, dass es hier auch richtig nette Ecken gibt“, heißt es im Post, der beim Haus der Seidenkultur (HdS) angekommen ist. Eine von ungezählt vielen positiven Rückmeldungen, die das Team in der „ältesten Paramentenweberei Europas“, wie HdS-Sprecher Dieter Brenner gerne betont, erreichte. Seit zwei Jahren bietet das Seidenmuseum seine Stadtführung „Spaziergang auf seidenen Pfaden“ auch als Geocaching an. Diese digitale Entdeckungstour ist derart gut eingeschlagen, dass die beiden Teile ab Herbst um einen dritten aufgestockt werden. Volker Vander, selbst leidenschaftlicher Geocacher, entwickelt derzeit mit Kuratorin Ulrike Denter auch diese dritte Runde, die durch Hüls führen wird.

365 Starter haben sich in den vergangenen zwei Jahren auf die Krefelder Geocache-Tour gemacht, 350 sind beide Routen bis zum Ende gegangen. „Da die meisten Geocaching in der Gruppe betreiben, sind wohl mehr als 1000 Leute in Krefeld gelaufen“, sagt Vander, der im Hauptberuf eine Gärtnerei betreibt.

Eigentlich war die Idee eine Corona-Notgeburt. „In dieser Zeit haben wir uns gesagt, wenn die Leute nicht zu uns kommen können, müssen wir sie anders erreichen“, sagt Brenner. So wurde die beliebte Führung zur textilen Stadtgeschichte in eine digitale Schnitzeljagd umgemünzt und hat unerwartet gut eingeschlagen. Das Neun-Euro-Ticket hat noch einmal einen Boom gebracht: „Wir erreichen auch Leute von ganz woanders, die bisher nie in Krefeld waren“, so Brenner. „Einige gehen hier dann auch shoppen.“

Geocaching ist von den USA aus am 30. Mai 2000 ins Internet gegangen.„ Weltweit beteiligen sich sieben Millionen Leute an dem Spiel“, sagt Vander. Die Idee ist weitaus älter: „Im 18. Jahrhundert gab es bereits an den Gipfelkreuzen Kästchen, in denen man seine Namen hinterlassen konnte, um zu zeigen, dass man da war“, erzählt Vander. Geocaching funktioniert im Prinzip nicht anders, ist aber mit Aufgaben und Belohnungen verbunden.

Auf einer geheimen Route, deren Verlauf man sich mit gelösten Rätseln erarbeiten muss, kommt man zu einem Schatz, dem Cache. Der steckt in einer Dose - mitsamt dem sogenannten Logbuch, in das die Erfolgreichen sich eintragen. „Als Bonus gibt es im Haus der Seidenkultur noch einen Kokon, mit dem man Seide haspeln kann“, so Brenner.

An jedem Standort der Seiden-Rallye erwartet die Cacher ein Video. „Es war ein großes Glück, dass ich den Film des Hauses der Seidenkultur dafür verwerten konnte“, sagt Vander. Worum es bei den Fragen geht und welche Stationen abzulaufen sind, will er natürlich nicht verraten. Eisernes Geocacher-Gesetz. Nur so viel: Es geht auch einmal um einen rot geschriebenen Satz.

Wer das Haus der Seidenkultur persönlich besucht, kann künftig auf einen digitalen Begleiter hoffen - ein Avatar erklärt Geschichte und Handwerk und alles rund um die Seide von der Raupe bis zum feinen Stoff. Zehn Tablets stehen für Einzelbesucher bereit, die keine Führung erleben und sich nun je nach Interesse durch alle Informationen klicken können - in Bild, Ton und Text. „Auch für Gehörlose sind die Tablets geeignet“, sagt Brenner.

Die Auswahl trifft jeder individuell,insgesamt gibt es zwei Stunden Info-Programm.

Die digitale Aufrüstung verdankt das Haus der EU-Förderung für die digitale Darstellung alten Handwerks.