„Der Seidenweber“ hat der Journalist Torsten Weiler seinen „Historischen Roman vom Niederrhein“ genannt. Am Mittwoch, 20. November wird das Buch um 19 Uhr offiziell im Haus der Seidenkultur (HdS) ‒ im Rahmen einer Lesung ‒ vorgestellt und vom Autor signiert.

Im Museum an der Luisenstraße hat sich Weiler zuvor mit der Webtechnik vertraut gemacht. Schließlich spielt sein Werk im Krefeld vor 200 Jahren, einer Zeit, wo die Gesellschaft immer mehr auseinanderdriftete: Auf der einen Seite die fleißigen Seidenweber, die durch ihre Arbeit am heimischen Webstuhl den textilen Reichtum der Stadt erarbeiteten, jedoch - durch geringe Löhne bedingt – dabei immer mehr in die Armut abdrifteten; auf der anderen Seite die „Textilbarone“, die „hinter Seidenvorhängen in Himmelbetten schliefen“. Da stellt sich bei Gustav die Frage: „Ist dieser Reichtum Betrug?“

Gustav – der in einer Dachstube der elterlichen Bäckerei das Licht der Welt erblickt – ist der Protagonist des Buches. Gustav, der unbedingt Seidenweber werden möchte, erlebt die aufstrebende Seidenindustrie, die auch von Gewalt, Armut und Revolten nicht verschont blieb. In dieser Szenerie – so verrät der Klappentext – verliebt er sich in eine geheimnisvolle Frau. Dabei lässt ihn ein Rätsel aus seiner Vergangenheit nie los: Was steckt hinter der späten Heirat seiner Eltern?

Auf insgesamt 400 Seiten entführt Torsten Weiler in ein Krefeld um 1820, einer Zeit, als Steckendorf noch ein in sich geschlossenes Dorf vor den Toren der Stadt und der Rhein total zugefroren war. Bei seinen gründlichen Recherchen setzt der Autor spürbar sein journalistisches Handwerk ein. Liebe zum Detail auf allen Ebenen. Selbst, dass die Karnevals-Mutzen einst vom Krefelder Volksmund „Nonnenfürzchen“ genannt wurden, ist dem Schreiber nicht entgangen.

Auf die Idee für „Der Seidenweber“ sei er bei Recherchen zur eigenen Familiengeschichte gekommen sagt Weiler, der in seinem Roman daher auch die Geschichte seiner Vorfahren schreibt. Das Buch „Der Seidenweber“ ist als Paperback im Gmeiner-Verlag erschienen und kostet 16 Euro. Ab sofort ist es im Buchhandel und im Haus der Seidenkultur erhältlich.

Im nostalgischen Websaal vom Haus der Seidenkultur präsentiert Torsten Weiler seinen Roman „Der Seidenweber“. In der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes (dem heutigen Museum) hat sich der Autor für sein Werk fachlich inspirieren lassen.

Foto: FUNKE Foto Services: Volker Herold

     

Alexander Werner ist neuer Vorsitzender – Ilka Wonschik Museumsleiterin

„Neues Team fürs Haus der Seidenkultur“ (HdS) titelt die Rheinische Post einen halbseitigen Artikel und berichtet darüber, dass „Alexander Werner vom Modehaus Schinke Couture den Vorsitz von Hansgeorg Hauser übernommen hat“, der sich in der Jahreshauptversammlung des Fördervereins als 86jähriger nicht mehr zur Wiederwahl stellte. „Damit kommt auf eine Art zusammen, was zusammen gehört – Mode und Haus der Seidenkultur“, kommentiert Kulturredakteur Christian Oscar Gazsi Laki in der Westdeutschen Zeitung den Führungswechsel an der Spitze unseres Museums. Offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt wurde ferner die neue Museumsleiterin Dr. Ilka Wonschik.

Für den WZ-Chronisten handelt es sich um gleich zwei gute Nachrichten, die in diesen Tagen aus dem HdS kommen: „Die erste gute Nachricht war, dass man mit der Kunsthistorikerin Ilka Wonschik eine Leiterin des Museums, sozusagen eine Art übergeordnete Kuratorin gefunden hatte, die inhaltliche Schwerpunkte am Haus wird setzen können.

  

Vor der Fassade des Museums zeigt sich die neue Museumsleiterin Dr. Ilka Wonschik (Bildmitte) mit dem neuen Vorstand vom Haus der Seidenkultur. An der Spitze steht künftig Alexander Werner (links), daneben Bernd Born und die wiedergewählten Vorstandsdamen Ilka Neumann (rechts) und Antje Ditz.

HdS-Foto: Brenner

Und nun folgte die zweite gute Nachricht. Nämlich, dass mit dem Geschäftsführer von Schinke Couture, Alexander Werner, ein langjähriger Freund des Hauses und gut vernetzter Geschäftsmann aus der Krefelder Textilwelt den Vorsitz des Vereins übernimmt. Das scheint ein Glücksfall für das kleine, aber sehr besondere Krefelder Museum zu sein, das eine beachtliche Reichweite hat. Die Zukunft scheint gesichert, neue Impulse sind schon jetzt spürbar. Dabei darf man darauf vertrauen, dass mit dem Generationswechsel ein wenig frischer Wind zwischen die alten Webstühle kommt, aber die Traditionspflege und das Bewährte langfristig weiterhin ihren Platz finden.“

Die Weichen für die jüngsten Entwicklungen wurden mit sehr viel Geschick und Diplomatie von den (wiedergewählten) Vorstandsmitgliedern Antje Ditz und Ilka Neumann gestellt. Bianca Treffer schreibt dazu in der RP: „Mit Antje Ditz, Ilka Neumann und Bernd Born an seiner Seite geht das Vorstandsteam gemeinsam mit Wonschik neue Wege. Alle sind erfahrene Mitstreiter und mit dem Haus der Seidenkultur vertraut. Neumann spricht von einer glücklichen Fügung und Ditz von einem Team, das wunderbar zusammenpasse. Mit Born, der zuvor schon die Finanzen des Museums betreute, ist das Vorstandsteam indes von drei auf vier Personen aufgestockt worden. An Ideen, was umgesetzt werden könnte, um das Haus zu einem Begegnungsort zu machen, mangelt es nicht.

TiM: Tandem im Museum

Ein neues Projekt hat das Haus schon initiiert: Es ist das nunmehr dritte Museum in Deutschland, das sich dem Projekt „TiM“ angeschlossen hat. Die Idee kommt aus der Schweiz, wobei „TiM“ für „Tandem im Museum“ steht. Damit sollen bei Menschen, die ansonsten keinen direkten Zugang zu einem Museum haben, Berührungsängste abgebaut werden. Sie können einen Besuch im Haus der Seidenkultur zusammen mit einem „TiMer“ buchen. Das heißt, sie erkunden das Museum zusammen. Es geht nicht darum, dass der „TiMer“ das Museum erklärt. Der Besucher soll das Museum aus seiner eigenen Perspektive erleben. „Es sollen Begegnungen auf Augenhöhe sein. Menschen aus unterschiedlichen Generationen und Lebenswelten begegnen sich und entdecken das HdS“, sagt Wonschik.“ Soweit der Beitrag der RP. Über TiM werden wir in Kürze hier ausführlich berichten.

Klinken wir uns noch einmal in den Artikel der WZ ein, wo der Kulturredakteur unseren neuen Museumschef Alexander Werner mit folgenden Worten zitiert: „Das Haus der Seidenkultur ist der Gralshüter der Krefelder Textilgeschichte!“ Und: „Er (Werner) helfe gerne mit, das Geschichtsbewusstsein in der Stadt zu stärken – ohnehin sei er überzeugt: Es wird sich künftig viel Positives tun. Das HdS könne seinen Beitrag leisten, den positiven Wandel in der Stadt zu unterstützen.“

   

Neue Sonderausstellung im Haus der Seidenkultur

„Von Glättknochen und heißen Eisen“, heißt eine neue (Sonder-)Ausstellung, die ab Sonntag 15. September bis zum 23. Februar 2025 im Haus der Seidenkultur (HdS) gezeigt wird. Zum Thema konnte das HdS auf einen Teil der Sammlung von Rolf Giesen aus Tönisvorst zurückgreifen. „Mit ergänzenden Exponaten des Sammlers Heidulf Schulze haben wir rund 200 heiße Eisen zusammengetragen“, sagt Kuratorin Dr. Ulrike Denter; darunter auch Bügeleisen „Made in Krefeld“.

Die Geschichte des Bügelns beginnt bereits vor mehr als 2000 Jahren als In China seidene Gewänder mit Bügelpfannen, die mit einem Gemisch aus glühenden Kohlen und Sand befüllt wurden, geglättet wurden. Im Norden Europas erfolgte das Glätten von Textilien zunächst auf kaltem Wege mit Hilfe sogenannter Glättsteine oder Glättknochen.

Erst ab dem 17. Jahrhundert gab es „heiße Eisen“, die von außen (massive Block- und Flacheisen) oder aus dem Inneren heraus (Bolzen- und Kohleeisen) zu beheizen waren. Über weitere etwa 150 Jahre veränderte sich nichts Grundlegendes an der Bügeleisentechnik, bis ab Mitte des 19. Jahrhunderts das mit Spiritus oder Gas zu beheizende Eisen um 1900 schließlich das elektrische Bügeleisen auf den Markt kam.

Der „Drachenkopf“ (links) und die „Westfälische Ochsenzunge“ gehören zu den Lieblingsbügeleisen von Rolf Giesen.

 

Interessante Aspekte „Rund um das Bügeln“ hat der Krefelder Mundartdichter und Autor Heinz Webers im gleichnamigen Ausstellungskatalog zusammengetragen. So ist ein Kapitel dem Thema „Spruchweisheiten“ gewidmet. Dazu aufgelistet ein Geburtstagsspruch von Wilhelm Busch (18321908): „Scheint Dir auch mal das Leben rauh, sei still und zage nicht. Die Zeit, die alte Bügelfrau, macht alles wieder schlicht.“

Richten wir den Focus auf „die außergewöhnliche Sammelleidenschaft von Rolf Giesen“, wie ein Chronist die Aktivitäten des mittlerweile 78jährigen Bänkers beschrieb, der vor rund 50 Jahren in seiner Kellerbar eine „Westfälische Ochsenzunge“ – ein Bügeleisen, bei dem ein glühender Bolzen eingeführt werden musste geschenkt bekam.

 

„Damit begann bei mir die Ära der Faszination Bügeleisen“, sagt Giesen, der mittlerweile 300 beeindruckende Exponate in seinem Fundus hat; darunter auch besondere Stücke wie Hosenfalten- oder Krawattenbügler.

Unsere Kuratorin Ulrike Denter macht dem Bügeleisen-Sammler Rolf Giesen sprichwörtlich Dampf.

 

Doch Rolf Giesen ist weitaus mehr als nur ein Sammler: Er war viele Jahre Geschäftsstellenleiter bei der Sparkasse Krefeld und ist seit 31 Jahren Vorsitzender des Inrather Turnvereins. Zudem ist er Vize-Vorsitzender der Kolpingsfamilie in St. Tönis und aktives Mitglied des Krefelder Mundartstammtisches, „ein Mann, der also im wahrsten Sinne des Wortes viel zu erzählen und vorzuzeigen hat“, verspricht Museumssprecher Dieter Brenner eine spannende und kontrastreiche Ausstellung.

Die Ausstellung ist Sonntag ab 13 Uhr für die Öffentlichkeit bis zum 23. Februar 2025 während der Öffnungszeiten des Museums zugänglich. Wunschtermine für Gruppen können an folgende E-Mail-Adresse gerichtet werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Dieses seltene Exponat hat Sammler Heidulf Schulze der Ausstellung „Von Glättknochen und heißen Eisen“ zur Verfügung gestellt

HdS-Fotos: Brenner

 

 

Am Tag des offenen Denkmals im Haus der Seidenkultur

Luisenstraße 15 in Krefeld: Was verbirgt sich hinter der Fassade des kleinen Vierfensterhauses? Hier – nur knapp drei Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt – sollen einst in der „Paramentenweberei Hubert Gotzes“ kostbare Priestergewänder gewebt worden sein. Doch wo fanden die vielen Webstühle ihren Platz? Schließlich verfügt das das Gebäude im Erdgeschoss lediglich über zwei Fenster. Und bei aller Bescheidenheit der Gestaltung der Hausfassade, warum gibt es gleich zwei Hauseingänge?

Fragen über Fragen, die das Haus der Seidenkultur (HdS) am „Tag des offenen Denkmals“ – am Sonntag, 8. September – beantworten möchte. Und zwar mit einer spannenden Entdeckungsreise durch die historische (Textil-)Stätte der Samt- und Seidenstadt. Dazu lädt HdS-Museumsleiterin Dr. Ilka Wonschik all jene ein, „die einmal selbst einen Blick hinter die Kulissen des besonderen Industriedenkmals werfen möchten“.

„Besonders freuen wir uns über jene Besucher, die selbst eine eigene Textilgeschichte zu erzählen haben“, sagt Wonschik weiter. Angesprochen sollen sich all jene fühlen, die selbst einst einen Textilberuf ausübten und aus dieser Zeit vielleicht noch alte Dokumente – wie Zeugnisse, Firmenunterlagen oder Musterbücher – besitzen. „Diese Dokumente könnten wir für eine spätere Ausstellung zusammentragen“ meint die Museumsleiterin, die mit möglichst vielen „Zeitzeugen der Krefelder Textilgeschichte rechnet.

„Einige Zeitzeugen haben wir zu einer offenen Gesprächsrunde mit dem Titel ‚Es war einmal‘ eingeladen, die um 14 Uhr beginnt“, sagt Wonschik. Mit dabei ein inzwischen 85jähriger Musterzeichner, der weltweit mit seinen Entwürfen unterwegs war und sich selbst als „Hans Dampf in allen Gassen“ bezeichnet. Der Eintritt ins Seidenmuseum ist am Denkmalstag frei.

Hinter dieser kleinen Fassade des „Vierfensterhauses“ soll sich ein großer Websaal mit acht Webstühlen befinden; wie kann das sein? Antworten gibt es im Haus der Seidenkultur kommenden Sonntag am Tag des offenen Denkmals.                                                                    Foto: HdS

 

 

 

Das Haus der Seidenkultur (HdS) trauert um seinen Handwebmeister Günter Oehms, der Freitag, 21. Juni 2024, im Alter von 89 Jahren verstarb. „Mit großer Bestürzung haben wir diese Nachricht zur Kenntnis genommen“, sagt Museumschef Hansgeorg Hauser. Und: „Oehms war über zwei Jahrzehnte einer der Pioniere und Aushängeschilder unseres Museums.“ Mit seinem Fachwissen und ehrenamtlichen Engagement habe er maßgeblich mit dazu beigetragen, dass die einstige Paramentenweberei Hubert Gotzes eine museale Zukunft gefunden hat. Von daher werde „sein Name in der Biographie des Museums fest eingemeißelt sein, wo er sozusagen die Fundamente mit gegossen hat.“

„Ich habe meinen Beruf zu meinem Hobby gemacht“, meinte Günter Oehms in einem seiner letzten Interviews, dass er anlässlich der Verleihung des Diamantenen Meisterbriefes im Dezember 2022 gab. Die Verleihung des raren Dokuments nahm mit Dr. Axel Fuhrmann der Hauptgeschäftsführer der Düsseldorfer Kammer höchst selbst vor, der Oehms „für ein 60 Jahre aktives, erfolgreiches Berufsleben als Meister im selten gewordenen Weberhandwerk“ auszeichnete.

Am 22. Mai 1935 in Trier geboren, war es für den Ältesten (von drei Kindern) üblich erst einmal eine Lehre als Kaufmann anzutreten, die er dann auch 1949 in Manderscheid (Eifel) begann und drei Jahre später mit Bravour bestand.

Handwebmeister Günter Oehms in seinem Element.        HdS-Fotos: Brenner

 

Auf einem Bürostuhl
werde ich nicht alt!

Doch schon recht schnell spürte der junge Oehms, dass er auf einem Bürostuhl nicht alt werden wolle. Vielmehr faszinierte ihn das Handwerk und hier ganz besonders die Zunft der Weber. Schon als Kind war er auf einem nahen Bauernhof mit einem Webstuhl in Berührung gekommen. 1953 setzte er dann seinen Berufswunsch in die Tat um und trat in Alf an der Mosel auf der Burg Arras eine Handweberlehre an.

Mit dem Gesellenbrief in der Hand kam er dann 1956 in die Samt- und Seidenstadt, wo er zunächst in der Krawattenfirma und Handweberei „Sugora“ eine Anstellung als junger Geselle fand. Mit Talent und Fleiß arbeitete er sich im Unternehmen bereits als Handwerksmeister empor, noch ehe er diesen Titel 1962 offiziell verliehen bekam. Zuvor hatte er in Krefeld die Meisterschule besucht und vor der Handwerkskammer Düsseldorf die Meister-Prüfung abgelegt.

Weitere Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren unter anderem die Firmen „Kleinod“ und „Meister-Krawatten“, wo er als Zuschneider und Teamleiter tätig war. Als Handwerksmeister war er auch an der Werkkunstschule in Krefeld sehr gefragt, wo er parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit in den Jahren 1965 bis 1971 als Dozent im Handweben unterrichtete.

„1994 bin ich dann in Rente gegangen worden,“ erzählte Günter Oehms, dass auch er vom Einbruch der Textilindustrie nicht verschont blieb. Doch auch künftig sollte der Webstuhl – Einer stand immer bei ihm zu Haus - einen maßgeblichen Teil seines Lebens ausmachen. Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung war der Dipl. Textingenieur Walter Tillmann, den Oehms zum 100jährigen Girmesjubiläum in der Oedter Albert Mooren Halle kennenlernte. Die Devise nach einem ersten Treffen wurde recht schnell herausgegeben: „Wir müssen unbedingt mal was zusammen machen!“

Aus diesem Vorsatz resultierte 1983 die Gründung des kleinen Textilmuseums „Die Scheune“ in Hinsbeck. Dort kam es schließlich zu einem (Erst-)Kontakt mit Mitgliedern vom Krefelder „Haus der Seidenkultur“, wo Günter Oehms seit der Jahrtausendwende die alten Jacquardwebstühle wieder „klappern“ lässt.

Eine seiner letzten Auszeichnungen: Günter Oehms erhält den Diamantenen Meisterbrief, den Dr. Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Düsseldorfer Handelskammer, im Dezember 2022 dem Handwebmeister verlieh.

 

Die Oehms-Biographie

Aber auch anderen Orts war Rat und Tat des Handwebmeisters sehr gefragt. Nur ungern - weil er „nicht stronzen“ will – listetete Günter Oehms an dieser Stelle einige Stationen seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten auf und nannte Einrichtungen und Orte an denen er altes Weberhandwerk in Szene setzte.

  • Flachsmuseum Wegberg in Beeck

  • Weberhaus St. Hubert (hier richtete er Webstühle ein)

  • Museum Horst (NL)

  • Heimatmuseum Hansenhof in Velden (NL)

  • Schlesierhaus Heisterbacher Rott in Bad Godesberg

  • Flachsmarkt in Krefeld-Linn

  • Gut Heimendahl in Kempen (u.a. Teilnahme am „Tag des Hofes“)

  • Kloster Himmerrod (Teilnahme am „Klostermarkt“, einem der ältesten Handwerkermärkte in der Eifel)

  • Heimatverein Viersen

  • Manderscheider Kirmes

  • Alexius-Krankenhaus Neuss (wo er fast 1 Jahr eine Therapiegruppe leitete).

  • Teilnahme an unterschiedlichen Dorffesten in der Eifel, wie die Obergöttlinger 1.200 Jahrfeier oder das Fest in Pantenburg.

Neben den vielen textilen Museen und heimatkundlichen Einrichtungen ist auch die VHS als einer der Einsatzorte des Handwebers Günter Oehms zu nennen. Nicht zuletzt versuchte er auch dort, Ausschau nach Nachwuchs für den auszusterben drohenden Handwerksberuf zu finden.

Ach ja: Zwischendurch blieb auch ein wenig Zeit für (rein) Privates: So heiratete Günter Oehms 1960 Susanne Leßmann; aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Dass das Familienoberhaupt auch immer mit dem Webstuhl „verheiratet“ war, dafür brachte die Familie großes Verständnis auf. Jetzt wird Günter Oehms seinen alten Webstühlen kein Schipp-Schapp mehr entlocken können, weil sein bewegtes und erfülltes Leben ein Ende fand.

 

Das HdS feierte zehn Jahre
nach erfolgreicher Sanierung

Wenn Meister Ponzelar von seinem Denkmal höchst selbst hinabsteigt, dann muss in Krefeld wieder etwas ganz Besonderes passiert sein. Und so war es in diesen Tagen dann auch, wo das Haus der Seidenkultur (HdS) in der Friedenskirche ein eindrucksvolles Doppeljubiläum feierte. Und der Schirmherr der Einrichtung, OB Frank Meyer, kam dazu nicht mit leeren Händen: So wurde Museumschef Hansgeorg Hauser mit der „Stadt-Ehrenplakette“ und neun Textiler*innen für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. In seiner Laudatio bezeichnete Meyer das HdS als „Glücksfall und eine kulturelle Bereicherung für unsere Stadt!“

 

Sie wurden für ihr Ehrenamt im Haus der Seidenkultur geehrt: Dieter Blatt (vl), Ina Matoni, Günter Göbels, Dr. Ilka Wonschik, Wilma Ingendae, Adelgunde Bossmann, Manfred Weisters und Christian Beckers. Ferner ging die Auszeichnung an Günter Oehms und Stefan Hell.             HdS-Foto: Brenner

 

Rund 150 geladene Gäste erlebten eine kontrastreiche Festtagsrevue, die Meister Ponzelar – alias Dieter Brenner – moderierte. „Der Museumssprecher verstand es geschickt, die einzelnen Programmpunkte miteinander zu verknüpfen“, schrieb die Presse, die in großen Artikeln die Festivität würdigte. Gefeiert wurden zehn Jahre Museumszeit nach erfolgreicher Sanierung und das 25jährige Bestehen des Fördervereins.

 

Im Mittelpunkt standen zahlreihe Ehrungen. Das Hansgeorg Hauser mit der Stadtehrenplakette ausgezeichnet wurde, hatte erst tags zuvor der Krefelder Stadtrat einstimmig entschieden. „Eine Beschlusslage, die wir uns öfter im Stadtparlament wünschen“, wie OB Frank Meyer feststellte. Bereits 2012 hatte Hauser das Stadtsiegel erhalten, 2022 den Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland.

 

Die Stadtehrenplakette erhielt er nun für seine „Verdienste um das Ansehen der Stadt Krefeld und das Wohl der Bürger“. Hauser habe diese Verdienste vor allem in Bezug auf die Krefelder Kultur erworben, und zwar „meist nicht in prestigeträchtigen Großprojekten, sondern vielfach in Nischen, an abgelegenen, manchmal abseitigen Orten, an denen kreative Experimente und kulturelle Blüten gedeihen konnten“, betonte Oberbürgermeister Frank Meyer und nannte Hausers Engagement für das Theater am Marienplatz, den Zoo, die Gemeinde St. Stephan und den Verein Kunst in Krefeld.

Oberbürgermeister Frank Meyer zeichnet Hansgeorg Hauser mit der Stadtehrenplakette aus.                           Foto: Stadt Krefeld

OB: Ihr Lebenswerk
ist die Seidenkultur!

„All diese Initiativen haben Sie großzügig und in teils schwierigen Lagen unterstützt. Doch der Kern Ihrer kulturellen Arbeit – Ihr Lebenswerk – ist das Haus der Seidenkultur“, sagte Meyer. „Sie, lieber Herr Hauser, waren von Anfang an das Herz und die Seele dieses Museums – und gleichzeitig der strategische Kopf“, führte der OB weiter aus. „Neben Offenheit, Neugier und Experimentierfreude haben Sie auch die Erfahrung und das Geschick eines über Jahrzehnte erfolgreichen Unternehmers in Ihr kulturelles Engagement eingebracht. Als unermüdlicher Antreiber haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute dieses Jubiläum feiern können“, hieß es in der Laudatio.

In der WZ beleuchtet Kulturredakteur Christian Oscar Gazsi Laki die Ehrung der Ehrenamtler: „Für die zahlreichen ehrenamtlich tätigen Menschen, die das Haus unterstützen, erhielten neun aktive Weber und Patroneure eine Urkunde der Stadt Krefeld. Viele dieser Handwerkerinnen und Handwerker hätten ihr 80. Lebensjahr überschritten, erklärte der OB. ,Sie haben die goldenen Zeiten der Krefelder Textilindustrie zum Teil noch selbst miterlebt. Und sie mussten auch den schmerzlichen Niedergang ihrer Betriebe verkraften, sie waren Zeuginnen und Zeugen, wie eine Ära zu Ende ging‘, sagte er. Doch ihre Liebe und Begeisterung für ihr Handwerk hätten sie nie verloren“.

Wonschik: HdS weiter
etablieren und ausdehnen

Dr. Ilka Wonschik, die bereits seit einem Jahr der Chefetage des Museums angehört, blickte in die Zukunft der Einrichtung. Gemeinsam mit den Ehrenamtlern wolle sie daran arbeiten, „dass sich das HdS auch in Zukunft als wichtige kulturelle Institution in Krefeld etabliert und seine Ausstrahlung über die Grenzen der Stadt hinaus ausdehnt.“ Wonschik weiter: „Wir wollen verstärkt webinteressierten Besuchern die Möglichkeit bieten, in Kursen und Workshops unter fachkundiger Anleitung tiefer in die Kunst des Hand- und Jacquardwebens einzutauchen. Neben diesen zeitlich begrenzten Veranstaltungen planen wir auch Kooperationen mit Textilkünstlern und Studenten von Kunsthochschulen und Textilfachschulen.“

Als Festredner konnte das HdS den Fernsehautor Helge Drafz gewinnen, der die „Zeitenwende im HdS“ in einem Film festhielt, der in der WDR-Lokalzeit noch am Abend der Festveranstaltung lief. Das musikalische Rahmenprogramm bestritt die neue Kirchenmusikerin der Friedenskirche, Sun Young Hwang, zusammen mit der Krefelder Gospelgruppe Vay-Rocana, die mit dem musikalischen Schlusspunkt „Oh happy day“ zugleich die Überschrift für eine perfekte Festinszenierung lieferten.

 

Nicht nur der Fußball bestimmt in diesen Tagen das Fernseh-Geschehen. Auch wir vom Haus der Seidenkultur haben wieder genügend „Tore“ und „Schiffchen“ geschossen, die in einem Fernsehbeitrag gewürdigt wurden, der in der WDR-Lokalzeit lief. Autor Helge Drafz hat einmal mehr mit einem Kamerateam den Weg zu uns ins Museum gefunden, wo er die „Zeitenwende am Webstuhl“ dokumentierte.

Im Beitrag mit dabei ist Obermeister Christian Beckers (88), der sein Wissen an die jüngere Generation – wie an Ina Matoni (rechts) – weitergibt. Unsere Weberin wird hier von Helge Drafz interviewt, während Sabrina Gräbe diese Einstellung mit der WDR-Kamera festhält. Interviewt wurden ferner Museumschef Hansgeorg Hauser, Carina Raimann und Dr. Ilka Wonschik, die seit nunmehr einem Jahr dem Führungsteam unseres Museums angehört.

Wer den Film am Freitag nicht live sehen konnte, in der WDR-Mediathek ist er auch jetzt noch abrufbar. Wir haben den Beitrag in unserem Forum bei You Tube eingestellt. Einfach den folgenden Link anklicken und es heißt Film ab: WDR Lokalzeit vom 21.6.2024 (Ausschnitt)

 

 

Das persische Märchen „Der Narr und das Glück“ stand am Anfang der „Samt- und Seidenrunde“, die in der letzten Ausgabe gleich mit zwei Schwerpunkten aufwarten konnte. Zum einen wurde die „Flurausstellung“ mit Fotos von Martin Grünwald eröffnet, zum anderen trug Angelika Krohne Märchen aus aller Welt vor.

Künftig sollen wieder regelmäßig Märchenabende im Haus der Seidenkultur (HdS) stattfinden. Dr. Ilka Wonschik hat für dieses Projekt - aus der Chefetage unseres Museums kommend – die Regie übernommen. „Unsere Märchen spielen sich entlang der legendären Seidenstraße ab“, sagt Wonschik, die mit Blick auf diese Abende auch „optische und lukullische Genüsse“ verspricht.

Die Optik in unserem Lieferantenflur wird derzeit von den tollen Fotos bestimmt, die der Berufsfotograf Martin Grünwald im nostalgischen Websaal „geschossen“ hat. Jetzt heißt es hier: Aufpassen, dass man den Faden nicht verliert!

Angelika Krohne und Martin Grünwald im „Lieferanteneingang“ vom Haus der Seidenkultur.       HdS-Foto: Brenner

         

Eine erfolgreiche Bilanz zieht unser Museums-Team, das über Pfingsten an drei Tagen auf dem Flachsmarkt in Linn – dem größten Handwerkermarkt Deutschlands – präsent war. „Wir hatten wirklich Besucher aus vielen Ländern der Welt“, bilanziert Dieter Blatt, der zusammen mit Anke Raimann maßgeblich für die Organisation verantwortlich zeichnete.

       

Die weiteste Anreise hatte sicherlich eine Familie aus Argentinien, die an einem unserer Stände erfuhr, dass das „musikalische Nationalheiligtum“ der Argentinier – das Bandoneon – einst in Krefeld vom Musiklehrer Heinrich Band – erfunden wurde.

       

Staunende Gesichter verfolgten im Burghof wie der Seidenfaden vom Kokon abgerollt, sprich: gehaspelt wird.       HdS-Foto: Dieter Brenner

Sehr begehrt waren unsere Seidenkrawatten und –Schals, die aus der wertvollen Haspelseide in der nostalgischen Spinnstube angeboten wurden, wo das „Schipp-Schapp“ eines (Schaft-)Webstuhls für die passend-akustische Hintergrundkulisse sorgte. Gewebt wurden handelsübliche Geschirrtücher aus einer Mischung aus Baumwolle und Leinen. Diese einzigartige Kollektion wird dann später in unserem Museum an der Luisenstraße käuflich zu erwerben sein.

Stets umlagert war der Haspelstand im Burghof, wo wir den staunenden Besuchern die Wegstrecke von der Seidenraupe bis zum Seidenfaden anschaulich erklärten. Zu sehen war, wie der Seidenfaden vom Kokon abgerollt – sprich: gehaspelt – wurde. Einmal mehr haben wir vom Haus der Seidenkultur durch unsere „Pfingst-Tournee“ viele Besucher auf unser kleines Museum mit der großen Angebotspalette aufmerksam gemacht.

Ina Matoni (unten links) und Ilka Wonschik entlockten in der nostalgischen Webstube der Burg einem alten Schaftwebstuhl ein gekonntes „Schipp-Schapp“.       HdS-Fotos: Willi Wolters

       

Workshop zur technischen Analyse und praktischen Umsetzung der Schusskompositgewebe Taqueté und Samit

Erfühlen, erfahren, erfassen und erlernen sind zentrale Aspekte, wenn man Textilien und ihre Konstruktion begreifen möchte, gerade wenn es sich um antike bzw. historische, archäologische Funde handelt. Im Projekt „Antiker Seidenglanz – neu erschaffen“ haben Experten aus dem Deutschen Textilmuseum Krefeld und dem Haus der Seidenkultur Krefeld gemeinsam einen besonderen Workshop entwickelt, in dem diese komplexen Bindungsarten nicht nur theoretisch vermittelt, sondern auch ganz praktisch selbst erschaffen werden. 2022 wurde der Kurs erstmalig durchgeführt, 2023 fortgeführt und nach der durchweg positiven Resonanz findet er jetzt im August 2024 eine Wiederholung.

„Lernen Sie unter fachkundiger Anleitung die Welt von zwei komplexen Gewebearten, Taqueté und Samit, kennen,“ lädt Textilarchäologin Barbara Thomas zur Kursteilnahme ein. Und: „Diese beiden besonderen Bindungsarten ermöglichen vielfarbige gemusterte Gewebe mit einem mechanisch wiederholten Muster. Faszinierende archäologische Textilien aus dem ersten Jahrtausend nach Christus zeigen die variantenreiche Anwendung dieser Techniken in Wolle und Seide.“

Folgende Kursinhalte erwarten Sie:

  • Analyse von Schusskompositbindungen durch visuelle Dekomposition,

  • Bestimmen der Struktur von Leinwand-Schusskompositbindung (Taqueté) und Köper-Schusskompositbindung (Samit),

  • Sichere Anwendung des international gängigen Vokabulars der CIETA für diese Bindungsarten,

  • Vertiefen des Wissens anhand originaler Objekte in der Sammlung des Deutschen Textilmuseum Krefeld aus Wolle und Seide (4.–8. Jh. n. Chr.),

  • Praktische Anwendung im Haus der Seidenkultur Krefeld:
    Sie weben Musterstücke verschiedener Schusskompositbindungen an einfachen Handwebstühlen selbst nach. Dabei verwenden Sie Baumwoll- und Wollgarne, aber auch feines Seidengarn. Neben modernen Mustern werden antike Vorbilder nachgewebt. Ihre handgewebten Werkstücke nehmen Sie als Anschauungsobjekte mit nach Hause.

  • Spurensuche an den Originalen und selbst gewebten Beispielen: Webfehler und Unregelmäßigkeiten erkennen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Termin:
26.–30. August 2024

Unterrichtssprachen:
Deutsch und Englisch

Kurszeiten:
Mo–Do 9–17 Uhr, Fr 9–15 Uhr

Kosten:
675,- € pro Teilnehmer (maximal 6 Teilnehmer pro Kurs)

Im Preis enthalten sind 31 Kursstunden, eine Kaffee-/Teepause am Nachmittag, Verbrauchsmaterial für mehrere kleine Werkstücke sowie ein umfangreiches Handout. Ebenfalls enthalten ist ein optionales Vorprogramm mit einer Führung im Haus der Seidenkultur am Vortag des Kursbeginns (Sonntag, 25.08.2024) und ein Rundgang im Deutschen Textilmuseum während des Kurses.

Kursort:
Haus der Seidenkultur Krefeld, Luisenstraße 15, D-47799 Krefeld
Exkursionen zum Deutschen Textilmuseum Krefeld, Andreasmarkt 8, D-47809 Krefeld

Kursleitung: Textilarchäologin Barbara Thomas M.A.

Voraussetzungen: Die Grundbindungsarten (Leinwand & Köperbindung) sollten geläufig sein. Erfahrung im Weben an Handwebstühlen ist wünschenswert, aber nicht erforderlich.

Anmeldung, Beratung und Informationen erhalten Sie, wenn Sie eine E-Mail schreiben an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Bei dem Workshop handelt es sich um ein Kooperationsprojekt des Hauses der Seidenkultur Krefeld und des Deutschen Textilmuseum Krefeld. Ausgerichtet wird der Workshop vom Haus der Seidenkultur.

       

„A-Gang“ nennt sich die jährliche Atelier-Ausstellung an der mehrere Künstler an unterschiedlichen Schauplätzen ihre Exponate zeigen. Einer der Austragungsorte ist das Haus der Seidenkultur (HdS), wo Fotografien von Siegfried Lambert und Axel Möller ausgestellt werden. Und zwar an den kommenden Sonntagen 14. und 21. April jeweils in der Zeit von 11 bis 18 Uhr.

„Augenblicke“ hat Axel Möller den Querschnitt seiner Werke betitelt. Sein Spezialgebiet ist die Schwarz-Weiß Fotografie. Zurzeit hat er die Street-Fotografie für sich entdeckt. Seine Bilder sind oft minimalistisch und vom Aufbau her sehr ruhig gehalten. Seine Motivation ist es, Augenblicke einzufangen, die es so nicht wiedergeben wird.

 

Siegfried Lambert möchte mit seinen Fotografien „Den anderen Blick“ sichtbar machen und den Betrachtern seiner Werke zu neuen Blickwinkeln inspirieren. Seine Intuition ist es, Interessantes an gewöhnlichen oder auch ungewöhnlichen Orten zu finden und dieses dem Betrachter näher zu bringen. Eine weitere Aktivität neben der Fotografie ist die Gestaltung von Objekten aus Holz und Glas. So setzt er seit neuestem ungewöhnliche Ideen in das „Stelen- Projekt“ um. Zur Ausstellung zeigt er einen kleinen Querschnitt seiner Arbeiten.

 

Beide Fotografen waren Mitglied der Fotogruppe „Ansichtssache-N“ und sind Mitbegründer des Künstlernetzwerkes „KUNST Räume KERKEN“. Sie leben in Kerken und sind dort auch schöpferisch tätig. Der Zugang zum A-Gang ist kostenfrei. Am 21. April findet – wie jeweils am 3. Sonntag im Monat – um 14 Uhr eine öffentliche Führung (zu den üblichen Tarifen) statt. Wir freuen uns auf Euren Besuch.

 

Die Webexperten aus dem Haus der Seidenkultur führten die Wuppertaler Kafka-Delegation durch das Krefelder Seidenmuseum. Unser Foto zeigt aus dem HdS (von links nach rechts) Manfred Weisters, Christian Beckers, Ina Matoni und (rechts) Dieter Blatt.
HdS-Fotos: Dieter Brenner

 

Die Webexperten der Wuppertaler „Bandweberei Kafka“ besuchten jetzt das Haus der Seidenkultur (HdS) in Krefeld. Beide Museen bewahren das kostbare Erbe des Franzosen Joseph-Marie-Jacquard, der 1806 mit der Erfindung des ersten lochkartengesteuerten Webstuhls eine neue Ära in der Textilindustrie einläutete.

 

Sowohl in Wuppertal als auch in Krefeld werden in beiden Museen noch heute die alten Jacquard-Webstühle eingesetzt; bei Kafka sogar nach wie vor für eine industrielle Produktion. Vor diesem Hintergrund benötigt man in beiden Einrichtungen Fachkräfte, die in der Lage sind die alten Webstühle zu bedienen und gegebenenfalls instand zu setzen; Fachkräfte, von denen es europaweit jedoch immer weniger gibt.

 

Daher zeigte sich die Wuppertaler Delegation bei ihrem Besuch in Krefeld überrascht, wieviel erfahrene Experten auf dem Gebiet des Webens und Patronierens als Ehrenamtler aktuell in der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes – dem jetzigen HdS – noch tätig sind. So fand dann jetzt ein „spannender Ideenaustausch auf höchst museal-fachlicher Ebene statt“, wie HdS-Sprecher Dieter Brenner das „besondere Treffen“ auf den Punkt brachte. Und es wird sicherlich nicht die letzte Begegnung dieser Art gewesen sein, von dem beide Einrichtungen partizipieren.

Dieser Schlüsselanhänger – er zeigt historische Gebäude der Seidenstadt – wurde für das Krefelder Stadtjubiläum bei Kafka in Wuppertal produziert.

 

Übrigens: Bei Kafka gab das das Haus der Seidenkultur zum 650jährigen Jubiläum der Samt- und Seidenstadt einen Schlüsselanhänger (es gibt nur Eintausend davon) in Auftrag, der stilgerecht auf einem alten Jacquardwebstuhl mit 16 Bändern produziert wurde.

Patroneur Günter Göbels führte die Wuppertaler Gäste durch ein Technisches Atelier, wo einst in Krefeld Musterzeichner, Patroneur und Kartenschläger für die Textilindustrie tätig waren.

 

„Spuren der Krefelder Hochschullandschaft in Kunst und Kultur“, legt Prof. Dr. Jürgen Schram während eines Vortrags frei, den er kommenden Mittwoch, 31. Januar um 19 Uhr im Haus der Seidenkultur (HdS) hält.

Die 1855 ins Leben gerufene „Crefelder Höhere Webeschule“ und die 1904 gegründete „Handwerker- und Kunstgewerbeschule“, beide Vor­gänger­einrichtungen der heutigen Hochschule Niederrhein, waren in ihrer Zeit herausragenden innovative Bildungseinrichtungen. „Sie haben vielfältige, noch heute bedeutsame Spuren hinterlassen“, sagt Schram, der die Geschichte beider Einrichtungen und ihre Folgen in der Kultur und Kunst Krefelds in seinem Vortrag erläutert.

Der Diplom-Chemiker, der an der Hochschule Niederrhein unterrichtet, referiert im Rahmen der „Samt- und Seidenrunde“ im Museum an der Luisenstraße 15. Hier zeigt er sich an der Seite von Dr. Ulrike Denter, Kuratorin und Farbexpertin im HdS. Der Eintritt zum Vortragsabend beträgt fünf Euro.

Willkommen in 2024! Das Museums-Team ist gut ins neue Jahr gerutscht. Die Zeit „zwischen den Tagen“ haben wir einmal mehr für eine gute Verschnauf- und Kreativphase genutzt. Heißt: Die Weichen für eine ereignisreiche Zeit im Haus der Seidenkultur sind gestellt.

Aktuell zeigen wir noch bis zum 25. Februar unsere Ausstellung „Wasser + Stoff“. Wer die gewebten Bilder von Sonja Weber noch nicht gesehen und dazu die spannende textile (Ab-)Wassergeschichte – von unserer Kuratorin Dr. Ulrike Denter zusammengestellt – zur Kenntnis genommen hat, für den wird es jetzt höchste Eisenbahn…

„Gärten wie Samt und Seide“, erwarten uns übrigens in der darauffolgenden Ausstellung. Dazu haben wir die Textilkünstlerinnen Angelika Krohne und Nadja Hornisch gewinnen können. Sprichwörtlich „geplättet“ werden wir in diesem Jahr von fauchenden Bügeleisen, die… Was die so alles können und warum wir das erste Museum in der Region sind, die diese seltenen Exponate ausstellen, auch dies erfahren Sie später.

Also, bleiben Sie auch im neuen Jahr dran; dran an den Aktivitäten vom Haus der Seidenkultur. Übrigens: So sah unsere Fassade an der Luisenstraße 15 im Jahr 1969 aus. „Kinder“, wie die Zeit vergeht…

„Ich bin überwältigt vom Hintergrundwissen und davon, dass die Textilgeschichte so vielfältig ist. Es ist wunderbar, dass dieses Wissen nicht verloren geht!“ schwelgt eine der Teilnehmerinnen nach dem Webkurs „Antiker Seidenglanz neu erschaffen“, der zum zweiten Mal vom Haus der Seidenkultur (HdS) in Kooperation mit dem Deutschen Textilmuseum ausgerichtet und von der Textilarchäologin Barbara Thomas geleitet wurde.

Stoffe, die bis zu 1600 Jahre alt sind, standen im Fokus des einwöchigen Projektes, wo es alte Webkünste zu entdecken galt. Während des Kurses wurden die antiken Textilien im Deutschen Textilmuseum mit dem Mikroskop analysiert, danach webten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an modernen Handwebstühlen Probestücke in den antiken Techniken nach. „Die Technik ist nicht ganz einfach“, erklärt Thomas die spezielle Webart der Schuss-Kompositgewebe, die durch ein raffiniertes System aus unterschiedlichen Sets von Kettfäden und verschiedenfarbigen Schüssen zwei und mehrfarbige Muster erzeugt. Und weiter: „Man nennt diese Gewebe auch Taqueté und Samit“.

Alte Textilmuster zu neuem Leben erweckt: Die Teilnehmerinnen des Webkurses „Antiker Seidenglanz neu erschaffen“. In der Bildmitte (mit grünem Schal) Kursleiterin Barbara Thomas, links daneben Dr. Annette Paetz, Leiterin des Deutschen Textilmuseums.
HdS-Foto: Privat

Doch nicht nur an Handweber und interessierte Laien richtete sich der Kurs, auch Spezialisten aus der Museumswelt und der Textilrestaurierung lockte das spezielle Angebot nach Krefeld. „Gerade die Verbindung aus dem Studium der originalen Stoffe und der praktischen Arbeit im Websaal ist etwas, was den Kurs ganz besonders macht. Es fördert ein tiefes Verstehen und setzt die antiken Gewebe in einen Kontext,“ resümiert eine Teilnehmerin aus Belgien. Und tatsächlich brachte der Kurs exzellente Expertise zum Thema antiker Textilien zusammen: „Das Fachwissen, dass das Deutsche Textilmuseum seit seiner Gründung aufgebaut hat, trifft auf die traditionsreiche Weberfahrung im Haus der Seidenkultur“, bringt Dr. Ilka Wonschik (Archäologin aus der Chefetage des HdS) die Zusammenarbeit beider Einrichtungen auf den Punkt.

So arbeiteten die Gäste an der Luisenstraße 15 im historischen Ambiente des nostalgischen Websaals der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes. Zwischen den imposanten Jacquard-Webstühlen stand ein Webstuhl, der extra für den Kurs modifiziert wurde und auf dem Faden für Faden das Muster von Hand manipuliert und dann mechanisch wiederholt werden konnte.

„Der Kurs eröffnet ganz neue Räume – sowohl vor Ort als auch im fachlichen Sinn!“ stellt eine andere Teilnehmerin am Ende des Kurses begeistert fest. Denn gemeinsam mit den selbst gewebten Beispielen für die komplexe Webtechnik nahmen die Gäste ein detailliertes Wissen über archäologische Textilien und die Textil-Expertise Krefelds mit nach Hause. Stolz halten am letzten Tag alle ihre selbst entworfenen und hergestellten Gewebe in der Hand, die Faszination stand vielen ins Gesicht geschrieben. Daher sagt Barbara Thomas abschließend: „Die Teilnahme am Kurs ist absolut zu empfehlen. Es war eine Offenbarung, diese Technik der antiken Gewebe im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen!“

Der Kurs entstand aus dem gleichnamigen Projekt, das von Dr. Annette Paetz gen. Schieck vom Deutschen Textilmuseum initiiert und dank einer Förderung der Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld jetzt erneut realisiert werden konnte.

Die praktischen Arbeiten fanden im Haus der Seidenkultur statt, wo sich die Kursteilnehmerinnen vor einem der nostalgischen Webstühle zeigen.

Legt selbst Hand mit an: Dr. Ilka Wonschik, Archäologin aus der Chefetage des HdS.
HdS-Fotos (2): Brenner