Von Chrismie Fehrmann
Klare, geometrische Formen, gradlinige und rechtwinklige Straßenzüge–der Vagedes-Plan der vier Wälle mit ihren Straßen mutet an, wie Kett- und Schussfaden, aus denen Stoffe gewebt werden. Die Architektin und Künstlerin Claudia Schmidt hatte die Idee, beides zu verbinden. Die Fachleute im Haus der Seidenkultur sorgten für die Umsetzung. Das Ergebnis ist ein wertvoller, wunderschöner Vagedes-Schal aus Seide und Kaschmir. Ein toller Beitrag zum 650. Geburtstag der Stadt.
„Die Entstehung des Schals dauerte einige Zeit, genau ein dreiviertel Jahr“, berichtet Hansgeorg Hauser, Chef im Haus der Seidenkultur, nicht ohne Stolz auf das gelungene, exklusive Werk. Die Pläne sind viel älter. „Wir haben die edelsten Fäden dazu genommen. Unsere Textilmustergestalter haben Schmidts Entwurf in ein Jacquardmuster übertragen.“
Gemeinsam mit Fachleuten einer Krefelder Weberei sei das lange, schmale und natürlich rechteckige Kleidungsstück – man denke an die Pläne des Architekten und Stadtplaners Adolph von Vagedes – gefertigt worden, berichtet er weiter. „Mit diesem exklusiven Schal werden die Träger, Frauen wie Männer, zu Botschaftern Krefelds.“
Schmidt habe auf komplexe Weise Identität geschaffen, indem sie Erinnerungen an die Geschichte Krefelds erwecke, an die Stadt, die einstmals die reichste Stadt Preußens gewesen sei, berichtet der Chef im Haus der Seidenkultur.
Der Schal ist wirklich groß und hat nicht nur in seinen Ausmaßen, sondern auch in der Qualität Format. „Er ist in einem typischen Krefelder Prozess entstanden, wie er zu Beginn des 20. Jahrhunderts ablief“, erklärt Hauser. „Es wurde gemustert, patroniert und gewebt.“
Der Schal ist 2,20 Meter lang und 70 Zentimeter breit und kann gut als wärmendes Kleidungsstück im Übergang der Jahreszeiten übergeworfen werden. Er ist in fünf verschiedenen Farbvarianten – einer kommt in allen Tönen daher – zu haben. Jede Variante ist auf 20 Stück limitiert und besitzt kurzeseidige Fransen. Hauser: „Es gibt also nur 100 Schals.“ Jeder hat seinen Preis, ist für 289,50 Euro zu haben.
Schmidt: „Wer den Schal ausbreitet, kann den Masterplan, die Zeichnung für die vier Wälle von 1819 erkennen.“ Sie hat sich auf die essenziellen Merkmale des Konzeptes von Vagedes konzentriert und den ursprünglichen Stadtgrundriss klar und in eine grafisch-schematische Darstellung übersetzt. Drei markante Punkte, der Friedrichsplatz, die St. Dionysiuskirche und der Neumarkt sind gut darauf zu erkennen.
Dieses Rechteck bildet den größten Teil des Musters. Auf einem weiteren Drittel ist ein Schriftzug eingewebt. Der „Plan von Crefeld entworfen durch A von Vagedes, königl. Regierungs- und Baurath Vermessen und gezeichnet von W. Goldammer“.
Die Buchstaben seien eine Herausforderung gewesen, erklärt die Künstlerin. „Sie sehen aus, wie in Stein gemeißelt, wie auf einer Zeichnung von vor 200 Jahren“, findet sie. „Ein Muster, einer Bordüre ähnlich, verleiht den Großbuchstaben ein besonderes Aussehen.“
Hansgeorg Hauser ist stolz auf das exklusive Werk, dessen Entstehung ein dreiviertel Jahr gedauert hat. Für die Produktion wurden die edelsten Fäden verwendet. Textilgestalter haben den Entwurf von Claudia Schmidt in ein Jacquardmuster übertragen.
Foto: Dirk Jochmann