Wäre Krefeld ohne Mennoniten ein Vorort von Uerdingen geblieben?
Pfarrer Christoph Wiebe beim Mitfasten-Essen im HdS

„Mehr als nur Samt und Seide“, betitelte Pfarrer Christoph Wiebe seinen Vortrag im Haus der Seidenkultur (HdS) über „die Mennoniten als Motor der wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung in Krefeld.“

„Obwohl die Mennoniten in der Geschichte der Stadt eine herausragende Rolle gespielt haben, sind sie doch weithin unbekannt“, stellte Wiebe zu Beginn seines Beitrages fest, der das jährliche Mitfasten-Essen in der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes einleitete.

Heute versteht sich das als Museumsbetrieb geführte Industriedenkmal als eine Einrichtung, „wo Vergangenheit und Zukunftsgeschichte der Seidenstadt lebendig präsentiert werden“, wie es HdS-Vorsitzender Hansgeorg Hauser formulierte. Und: „Da war es naheliegend sich zum traditionellen Fastenessen einmal ausführlich der Geschichte unserer Mennoniten zu widmen!“

So waren es die Gladbacher Mennoniten die das Leinengewerbe am linken Niederrhein etablierten. In zwei Wellen kamen 1654 und 1694 sowohl die Weber wie die Händler nach Krefeld. Auch ihre weitverzeigten, bis in die Niederlande reichenden Geschäftskontakte konnten die Mennoniten von Krefeld aus weiterführen.


Christoph Wiebe (Bild links) , Pfarrer der Krefelder Mennonitengemeinde und zugleich Schriftleiter der mennonitischen Geschichtsblätter: „Der Plan der Oranjer, die Stadt durch Ansiedlung von Mennoniten aufzuwerten und sie durch religiöse Toleranz zu einem  Zufluchtsort für verfolgte Mennoniten aus umliegenden Territorien zu machen, war aufgegangen!“  So waren am Ende der oranischen Zeit um 1702 die Mennoniten die wirtschaftlich führende Kraft in der Stadt.

In seinem informativen geschichtlichen Streifzug ging Pfarrer Wiebe auf die Ära der Familie von der Leyen und auf so stadtbekannte Namen wie Hermann von Beckerath, Jakob Hendrik Floh und Abraham ter Meer ein. Letzterer hat sich als Verleger und Buchhändler einen Namen gemacht. Durch die Gründung von Lesegesellschaften trug er maßgeblich zur Entwicklung der Aufklärungsbewegung bei.

 

Am Schluss seines Referates stellte Wiebe die spekulative Frage: Was wäre aus Krefeld geworden, wenn die Mennoniten nicht gekommen wären? Ein Vorort von Uerdingen,“ lieferte Wiebe die scherzhafte Anwort.

 

 

 

 

Pellkartoffeln mit Quark, dazu ein Starkbier oder Wasser: Das sind die „Zutaten“ des jährlichen Mitfastenessens im Haus der Seidenkultur.