„Kirche unter Soldaten“ war Thema im Haus der Seidenkultur
Militärdekan: Ethische Legitimation in Afghanistan problematisch

„Wenn es beim Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr so weiter geht wie bisher, ist die ethische Legitimation in Frage gestellt“, sagte Militärdekan Ulrich Brates im Krefelder „Haus der Seidenkultur“ (HdS). Brates war als Referent des evangelischen Militärbischofs Dr. Manfred Dutzmann prominenter Gastredner beim traditionellen Fastenessen im HdS, wo er über das Thema „Kirche unter Soldaten“ sprach.

Nahezu alle Soldaten kämen „völlig verändert aus dem kriegerischen Einsatzgebiet zurück“ und könnten sich nur recht schwer wieder in ihr (familiäres) Umfeld etablieren. Folge: „Statt das Gespräch mit der eigenen Familie und Freunden zu führen, suchen viele Soldaten Kontakte zu ihren Mitstreitern aus der Armee.“ Ziel sei es dann, möglichst schnell wieder in den nächsten Einsatz zu kommen, weil einem die Heimat nach langem Auslandsaufenthalt mittlerweile fremd geworden sei.

„Die Soldaten wurden zwar von der Armee gut auf ihren gefährlichen Auslandseinsatz vorbereitet“, attestierte Brates der Bundeswehr, aber auf viele Dinge könne man sich nicht richtig vorbereiten. Der Militärdekan nannte hier an erster Stelle, die lange Trennung von den Familien und „an die seelische Substanz gehende Einsatzerlebnisse angesichts des drohenden Todes. Situationen, die dann in der Militärseelsorge aufgearbeitet und seelisch bewältigt werden müssen“, so Brates vor rund 30 hochinteressierten Gästen im HdS.

An über 100 Bundeswehr-Standorten in Deutschland gibt es Evangelische Militärpfarrämter. Hinzu kommen Auslandsstandorte in den USA, Belgien den Niederlanden und jetzt auch in Afghanistan, wo insgesamt vier der rund 4000 Militärseelsorger tätig sind.
Die Militärpfarrer und -pfarrerinnen haben keinen militärischen Rang, tragen auch keine Uniform. Sie gehören also nicht zur militärischen Hierarchie, sind nicht an den Dienstweg gebunden. Sie sind den Kommandeuren der Bundeswehr auf Zusammenarbeit zugeordnet und unterliegen dem Beichtgeheimnis und der damit verbundenen Schweigepflicht.
Die Inhalte der Arbeit regelt ein Vertrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit der Bundesrepublik Deutschland; übrigens „der einzige Vertrag, der zwischen beiden Vertragspartnern existiert“, wie Ulrich Brates in seinen Ausführungen in der ehemaligen Krefelder Paramentenweberei hervorhob. Dort wurde zum Fastenessen traditionell Brotsuppe, Pellkartoffeln mit Quark und Starkbier serviert, so wie es einst in der Mitte der Fastenzeit (Mittfasten) am Sonntag „Laetare“ unter den Mönchen üblich war.

 

 

 

 

Brotsuppe, Pellkartoffeln mit Quark und Starkbier gab es beim traditionellen Fastenessen im Krefelder „Haus der Seidenkultur“. Links vorne der 1. Vorsitzende des Fördervereins vom HdS, Hansgeorg Hauser, daneben Militärdekan Ulrich Brates.

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Militärdekan Ulrich Brates (links) in der Diskussion mit den Gästen im „Haus der Seidenkultur“.

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Der Vorsitzende des Fördervereins vom „Haus der Seidenkultur“, Hansgeorg Hauser (rechts) bedankte sich mit einer Krawatte aus der historischen Kollektion der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes bei Militärdekan Ulrich Brates für seine „Fastenpredigt“ zum Thema „Kirche unter Soldaten“.
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