(veröffentlicht am 03.09.21)

Aufzeichnung des Livestreams der Vernissage

Die geographische Nähe zur blühenden Samt- und Seidenstadt nutzten viele angrenzenden Ortschaften, um auch vom klangvollen Namen Krefeld zu partizipieren. So hielt der Zug in der Niersgemeinde im Bahnhof „Grefrath bei Krefeld“. Wer zur Peripherie Krefelds gehörte – quasi ein Qualitätsmerkmal - drückte dies auch auf seinen Postkarten aus.

Jetzt hat der Kulturraum Niederrhein in seiner aktuellen Ausstellungsserie die Peripherie in den Vordergrund gerückt. Das Krefelder Haus der Seidenkultur (HdS) hat dabei den Focus auf Hüls gerichtet; ein Ortsteil mit einer wechselhaften kommunalen, wirtschaftlichen und religiösen Geschichte, die jetzt im Museum an der Luisenstraße 15 in der Ausstellung „Mit dem Land verwoben, von Hauswebern und Seidenfabrikanten“ erzählt wird.

Die Vernissage wird am Sonntag, 26. September, live um 11 Uhr im Internet übertragen. Die erste Ausstrahlung einer Ausstellungseröffnung fand letztes Jahr im HdS statt. Oberbürgermeister Frank Meyer war davon so begeistert, dass er anregte, künftig immer so zu verfahren. Weil, so der OB: „Es wäre doch schade, wenn nur knapp 50 Besucher so einem herausragenden Ereignis beiwohnen könnten.“ „Daher haben wir die Anregung unseres Schirmherrn gerne aufgegriffen“, sagt HdS-Sprecher Dieter Brenner. Und: „Annähernd 2000 Zuschauer haben uns zudem motiviert, weiter die neuen Techniken zur Verbreitung unserer kulturellen Aktivitäten zu nutzen.“

Genügend Stoff bietet der Ortsteil Hüls im wahrsten Sinne des Wortes. So wurde Hüls einst von zwei unterschiedlichen (Glaubens-)Systemen regiert: Der zur Grafschaft Moers gehörende nördliche Teil von Hüls war wie Krefeld religiöser „Freistaat“. Deshalb siedelten sich dort neben Protestanten und Mennoniten auch Juden an. Die übrige Ortschaft war dem kurkölnischen, also dem katholischen Raum, zugeordnet.

Die religiöse Vielfalt lockte viele namhafte Textilbetriebe an. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählte Hüls, neben Anrath und St. Tönis, zu den wichtigsten stadtnahen Produktionsstätten der Krefelder Seidenverleger. Die Hausweberei entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig und verlor mit der Entstehung der mechanischen Webereien nach und nach an Bedeutung. Bis 1970 war Hüls selbständige Gemeinde, wurde dann zunächst ein Stadtteil von Kempen und im Jahr 1975 schließlich nach Krefeld eingemeindet. „Zur Ausstellung hat unsere Kuratorin Dr. Ulrike Denter bislang verborgene Erkenntnisse heimischer Peripherie-Geschichte ans Tageslicht befördert“, sagt Brenner. Einmal mehr habe sie eine detektivische Recherche betrieben.

Wolfgang Jachtmann besingt den Hülser Dom

Für das Rahmenprogramm hat das HdS den Hülser Komponisten Wolfgang Jachtmann gewinnen können, der mit Songs - wie „Dä Hölsche Dom“ - musikalisch Hülser Flair in die Vernissage einfließen lässt. Und da darf natürlich „En Mönke vull Platt“ nicht fehlen.

Im Rahmen der Kooperation mit dem „Kulturraum Niederrhein“ bietet das HdS zur Ausstellung eine erweiterte „Stadtrundfahrt auf seidenen Pfaden“ an. Bislang endete die rund zweistündige Busfahrt am Fuße der Burg Linn. Jetzt, mit Blick auf die aktuellen Aktivitäten des Kulturraums Niederrhein, endet die Fahrt in Hüls. Auch ein Abstecher ins benachbarte St. Hubert ist möglich, wo ein nostalgisches Weberhaus besichtigt werden kann.

Alternativ dazu hat Kuratorin Dr. Ulrike Denter einen Stadtspaziergang durch die Hülser City entwickelt. Der Spaziergang beginnt und endet am Hülser Markt vor dem Gasthof „Zur Rose“. Von dort geht es zur Pfarrkirche St. Cyriakus und über den alten Quartelmarkt in die Rektoratsstraße mit Hülser Pfarrhaus und alter Vikarie. Die Hülser Burg, die Klausur (ehemaliges Frauenkloster), Weberhäuser und das alte Bürgermeisteramt sind weitere Stationen der kontrastreichen Tour.

Sowohl die Stadtrundfahrt als auch der Spaziergang durch Hüls dauern (mit Stopps und Besichtigungen) rund 120 Minuten. Kosten für die Busfahrt 19,50 € p.P.; für den Spaziergang acht Euro p.P. Weitere Infos und Anmeldungen unter 02151-9345355 oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Die Ausstellung im Haus der Seidenkultur ist vom 26. September 2021 bis zum 24. April 2022 (verlängert) terminiert. 

Aufzeichnung des Livestreams der Vernissage

 

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Auch aus der Luft gibt es über den Krefelder Ortsteil Hüls einiges zu sehen.
HdS-Foto: Christof Denter

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Die Hülser Klausur ist eine der Stationen des „Stadtspaziergangs auf seidenen Pfaden“ durch Hüls. Fotos: HdS

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Die Fassade mit der Rokoko-Haustür des Mennonitenhauses an der Hülsich-Moersischen Straße stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Fotos: Haus der Seidenkultur