Johannes Itten, Künstler der textilen Musterung
HdS-Ausstellung zum 125. Geburtstag
Der weltbekannte Schweizer Künstler und Pädagoge Johannes Itten (11.11.1888 – 25.03.1967) hat mit seinem Engagement im Bereich der textilen Mustergestaltung und mit seinen Theorien zur Farbenlehre auch ein Stück Krefelder Textilgeschichte geschrieben. Ittens Farbtheorie dient in der Weberei noch heute als Vorlage für die farbgetreue Umsetzung eines Musterentwurfes bis hin zu einem fertigen Gewebe. Seine Farblehre ist nach wie vor Grundlage für alle grafischen Berufe, vom Musterzeichner bis zum Webdesigner.
Das Haus der Seidenkultur (HdS) widmet dem Entwickler des „Itten Farbkreises“ anlässlich seines 125. Geburtstages eine Sonderausstellung, die an den Öffnungssonntagen bis zum 16. Februar 2014 in der Zeit von 11 bis 16 Uhr im Südbahnhof gezeigt wird.
Johannes Itten ließ sich zunächst als Lehrer ausbilden, studierte dann Kunst in Genf und Stuttgart. 1919 wurde der Künstler durch Walter Gropius an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen, wo er bis 1923 als künstlerischer Leiter tätig war und durch die Entwicklung des pädagogischen Konzeptes des Vorkurses Weltruhm erlangte.
Auf Betreiben von Hermann Lange und Dr. Erich Raemisch (Verein deutscher Seidenwebereien) kam Johannes Itten 1932 nach Krefeld, um die Leitung der neu gegründeten „Preußischen Höheren Fachschule für textile Flächenkunst“ zu übernehmen. „Bereits am Bauhaus hat sich Ittens große Sensibilität für Textilien gezeigt“, sagt Kuratorin Dr. Ulrike Denter, die sich für das HdS intensiv mit der Biographie des „textilen Farbkünstlers“ beschäftigt hat.
Johannes Itten setzte sich Zeit seines Lebens mit Farbsystematik und Farbwirkung auseinander und begründete die Farbtypenlehre. Dabei interessierte ihn stets, wie Farben und Formen sich gegenseitig beeinflussen und voneinander abhängig sind. Noch heute findet sein 1961 entwickelter Farbkreis in der Weberei Anwendung.
„Nur Wenige werden sich Gedanken gemacht haben, dass die Farben in einem Gewebe, ähnlich wie beim Farbkreis, aus nur drei Grundfarben gemischt werden,“ erläutert dazu Patroneur Günter Göbels, der den Besuchern im HdS am authentischen Arbeitsplatz zeigt, wie im gewebten Textil durch die ausgeklügelte Kreuzung von Kett- und Schussfäden beispielsweise ein leuchtendes Orange entstehen kann.
Die Ausstellung vom Haus der Seidenkultur wirft ein Schlaglicht auf das bewegte Leben des Pädagogen und Künstlers Johannes Itten und stellt die Bedeutung seiner Farbtheorie für die textile Musterung in der Weberei heraus.
In Ittens Farbkreis liegen Komplementärfarben diametral gegenüber.
Zwei Komplementärfarben zusammen gemischt ergeben laut Itten Grau.