(Lebens-)Werke von Annette Pöllmann im Haus der Seidenkultur
„Als die Muster laufen lernten“, heißt die neue Wechselausstellung, die bis zum 4. Juni im Haus der Seidenkultur (HdS) gezeigt wird. Die Ausstellung widmet sich dem Lebenswerk der Krefelder Künstlerin und Pädagogin Annette Pöllmann. Als Absolventin der Textilkunstschule an der Textilingenieurschule (TIS) – der heutigen Hochschule Niederrhein – kehrte sie nach vielen Stationen in Europa wieder in die Samt- und Seidenstadt zurück.
„Tauchen Sie ein in die kreative Welt von Annette Pöllmann, deren Werk von großer Experimentierfreudigkeit und steter Weiterentwicklung zeugt“, lädt Kuratorin Dr. Ulrike Denter ins Museum an der Luisenstraße 15 ein.
Schon in der Abiturzeitung wurde auf das künstlerische Talent von Annette Pöllmann mit folgendem Vers hingewiesen: „Geschickt bringt sie auf das Papier: Köpfe, Blumen, Fabeltier.“ Dennoch hatte sie zunächst die Absicht, Französisch und Kunstgeschichte zu studieren, musste ihr Vorhaben aber aufgeben, da die entsprechenden Studienplätze an Kriegsheimkehrer vergeben wurden.
Eine Freundin riet ihr schließlich: „In Krefeld gibt’s was mit Zeichnen, das passt zu dir.“ So wurde Annette Pöllmann auf die TIS in Krefeld aufmerksam. Noch heute erinnert sie sich an ihren ersten Kontakt: „In einer alten Fabrik an der Lewerentzstraße hing im Unterrichtsraum ein Bild, das mir Rätsel aufgab – ein blaues Pferd. Ich wurde neugierig. Ich war fasziniert. Und so fremd mir auch die Unterrichtsmethode war, ich wusste sofort: Hier bin ich richtig!“
Nach bestandener Aufnahmeprüfung im Jahr 1948 begann Annette Pöllmann ihr Studium an der TIS in der Klasse für Druckgestaltung bei Elisabeth Kadow. Auf Anraten von Elisabeth Kadow setzte Annette Pöllmann nach dem Examen im Jahr 1950 ihr Studium in der Meisterklasse bei Georg Muche fort. Georg Muche war 1939 auf Veranlassung von Johannes Itten nach Krefeld gekommen und hatte die Meisterklasse für Textilkunst gegründet.
Nach vielen Stationen ihres kontrastreichen künstlerischen Schaffens kehre Pöllmann im März 1962 nach Krefeld zurück, um an der TIS die Druckgestaltungsklasse zu übernehmen. Als erste Dozentin mit Berufserfahrung unterrichtete sie von nun an die Fächer Zeichnen, Malen, Entwurf und Farbgebung in der am Frankenring gelegenen modernen Schule mit großen Fensterelementen.
Zur Vernissage kamen auch 14 ehemalige Studenten Pöllmanns, die unlängst ihren 91.jährigen Geburtstag feierte. Vor diesem Hintergrund sind ihre Ehemaligen „auch ganz schön in die Jahre gekommen“, schmunzelte Museumschef Hansgeorg Hauser. Und: „Das die Studenten nach vielen Jahrzehnten immer noch so zu ihrer Professorin stehen, ist schon eine besondere Auszeichnung!“
Zu den Überraschungsgästen gehörte ferner Thomas Grosche, Bürgermeister der Stadt Medebach. Im Rathaus der alten Hansestadt hatte Pöllmann einst hunderte von Gebetsfähnchen gen Himmel wehen lassen; auch ein Ausstellungsprojekt mit dem Pöllmann über die Grenzen Krefelds hinaus Aufsehen erregte.
Die Vielfalt ihrer künstlerischen Fähigkeiten – so entwickelte sie eine Farbkunst, Aquarelle auf Seide zu übertragen – finden sich in der Ausstellung „Als die Muster laufen lernten“ wieder, die noch bis zum 04. Juni im Museum an der Luisenstraße 15 zu sehen ist. Und zwar während der Öffnungszeiten von mittwochs bis freitags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Individuelle Führungen zum Wunschtermin werden unter Telefon 510812 oder par Mail an Dit e-mailadres wordt beveiligd tegen spambots. JavaScript dient ingeschakeld te zijn om het te bekijken. entgegengenommen.
HdS-Graphik: Ilka Neumann
Aus alten Krawatten macht die Textlkünstlerin „süße“ Bonbons.
Die Begeisterung ihres ersten Italienurlaubes hat Pöllmann in einem Aquarell fesgehalten. Später wurde ein Motiv für einen flotten Rockstoff daraus. Mindestens 20.000 Meter wurden bedruckt. „Diese Meterzahl war nötig, damit die Firma Gewinn machen konnte“, sagt Pöllmann.
HdS-Fotos: Brenner