100 Jahre Hermann Kampendonk im „Haus der Seidenkultur“

Krefelder und Kempener Bürgermeister kommen Freitag zur Vernissage

„Vielfältige ‚Stoffe’ des Kunstgestalters vom Niederrhein“, heißt die aktuelle Ausstellung, die das „Haus der Seidenkultur“ (HdS) Hermann Kampendonk widmet, der im Oktober diesen Jahres 100 Jahre alt geworden wäre. Mit dem Krefelder Oberbürgermeister Gregor Kathstede und dem Kempener Vize-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans haben sich für Freitag, 19. Juni, um 17 Uhr, gleich zwei Bürgermeister zur Vernissage in der ehemaligen Paramentenweberei Hubert Gotzes auf der Luisenstraße 15 in Krefeld angesagt.

 

Bereits diese Präsens signalisiert, dass Kampendonk (am 23.10.1909 in Krefeld geboren und am 3.12.1994 in Kempen verstorben) in beiden Städten lebte und als vielfältiger Künstler agierte.  „Zwischen diesen Daten liegt ein arbeitsreiches und bewegtes, nicht immer leichtes Leben“, steigen seine Kinder in die spannende Biographie ihres Vaters ein, die zum Einen von  Auftragsarbeiten – die Palette reicht von Textilentwürfen bis hin zu handgefertigten Urkunden – und zum Anderen von den Skizzen, Aquarellen und Ölbildern des freischaffenden Künstlers bestimmt ist,  der für sein niederrheinisches Umfeld ganz einfach der „Manes“ war.

 

So kontrastsreich wie das Leben und die Werke des Künstlers, fallen auch die weit über 60 Exponate der Ausstellung aus, die bislang auf viele Familienmitglieder  verteilt, im „HdS“ wieder zusammenfinden. Besonders tief beeindruckend sind jene mit Bleistift auf Margarinepapier gezeichneten Skizzen, in denen Kampendonk Sequenzen des fürchterlichen Lagerlebens in Amerikanischer Kriegsgefangenschaft festhielt, die er unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg in Remagen erlebte, wo die Gefangenen vor Hunger das Rheinufer „abgrasten“.

 

Zeitsprung: Schon in den 50er-Jahren malte Kampendonk zwei Werke für das Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum: Mit "Landschaft  bei Traar" und "Am Saler Bodden" wurde ihm erste museale Anerkennung zuteil. Der „Niederrheinischen „Künstlergilde“ (unter Dr. Caumanns) gehörte er bereits ab 1945 zusammen mit Richard und Erika Zimmermann, Hans Dohm, Edith Strauch und vielen anderen Krefelder Künstlern aus dieser Zeit an. Im gleichen Zeitraum agierte er zusammen mit Josef Strater, Fritz Huhnen und Walter Icks in der „(Künstler-)Gruppe 45“.

 

Neben Textilentwürfen für heimische Firmen und Bildmotiven, die er auf seinen Reisen u.a. nach Italien und Afrika fand, nehmen die Werke des mit dem Niederrhein verbundenen Malers einen der Schwerpunkte der Ausstellung ein: Der Künstler versteht es „meisterhaft, landschaftliche Atmosphäre aus Licht und Luft zum stimmungsvollen Bild zu verdichten, den tiefhängenden niederrheinischen Himmel mit dunstigem Horizont, drunter Pappeln, Weiden, Busch und Bruch in Farben und Formen einzufangen“, rezensiert am 10. Mai 1975 die heimische Lokalpresse unter der Überschrift „Die Welt als Idylle und im Zerfall“ die Werke von Hermann Kampendonk.

 

Unter den Ehrengästen der Vernissage ist die 98järige Witwe des Künstlers, Anna Maria Kampendonk, geb. Emmerich, die nach dem Krieg – als die Devise  „Brot geht nach Kunst“ lautete – als Krawattennäherin mit Heimarbeit die Familie „über Wasser“ hielt.
Für den musikalischen Part hat sich Prof. Ansgar Krause – der  sich u.a. an den Musikkochschulen in Köln und Saarbrücken einen Namen gemacht hat - als Gitarrist angesagt.
 
Die aktuelle (Wechsel-)Ausstellung ist im „HdS“ bis zum 4.10.09 jeweils jeden 1. und 3. Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr und jeden 2. Mittwoch im Monat von 16 bis 19 Uhr geöffnet, oder nach telefonischer Vereinbarung unter 02151-510812.

 

Repro eines Fotos von Hermann Kampendonk aus dem Jahre 1953.