(veröffentlicht am 11.06.21)
In der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Horst Lichter ging im Mai ein Priestergewand über die (Händler-)Theke, dass nach einer langen Zeitreise jetzt nach rund 100 Jahren wieder an seinen Ursprungsort, der einstigen Paramentenweberei Hubert Gotzes, zurückkam. Dort, dem heutigen Haus der Seidenkultur, bekommt das gute Stück jetzt seinen Ehrenplatz.
Doch der Reihe nach: Vermutlich um 1920 wurde der „Chormantel“ – ein liturgisches Gewand, das von katholischen Priestern während der Messe getragen wurde – in der Paramentenweberei Hubert Gotzes angefertigt. Zumindest wurde es in den 50ziger Jahren im Unternehmen an der Luisenstraße 15 in Krefeld restauriert. Von dort landete das schmucke Gewand in Recklinghausen bei einem Ehepaar, das bei „Bares für Rares“ einen neuen Besitzer suchte.
In der Fernsehsendung erwarb es schließlich der Kunst- und Antiquitäten-Händler Thorsden Schlößner aus Kreuzau bei Düren. 400 Euro zahlte er für das Exponat, das die Expertin zuvor auf 150 bis 200 Euro geschätzt hatte. Doch genaugenommen war allen klar, dass das mit Goldfäden durchzogene Samt-Exponat weitaus mehr Wert ist. „Würde man heute ein solches Teil in Auftrag geben, müsste man um die 10.000 Euro auf den Tisch legen“, schätzt HdS-Sprecher Dieter Brenner.
Letzterer war es auch, der auf dem Facebook-Portal des Museums auf die Sendung hinwies und vermerkte: „Schön wäre es, wenn der Mantel wieder an seinen Ursprungsort zurückkäme; aber ob sich dafür Sponsoren finden?“ Und unmittelbar nach dieser Publikation, die auf Anhieb 3000 Klicks verzeichnete, fanden sich die ersten Geldgeber. Darunter der Krefelder Geschäftsmann Peter Oediger. „Mein Vater, der mit Krawatten handelte, hat mich durch seinen Beruf schon an das Thema der Textilstadt herangeführt“, sagt Oediger. Und: „Vor diesem Hintergrund war es für mich so eine Art Verpflichtung hier helfend einzusteigen.“
Letztlich war es aber Kunsthändler Schlößner selbst, „der seine Händlerinteressen weitgehend zurückgestellt und aus Sicht unseres Museums sehr gut gehandelt hat“, wie es Brenner während einer Pressekonferenz formulierte. Schlößner selbst sagt dazu: „Wenn ich sehe, dass ein besonderes Exponat eine besondere Öffentlichkeit - wie die eines Museums – bekommen kann, unterstütze ich solche Projekte sehr gerne.“
Nicht nur der Chormantel, sondern auch Thorsden Schlößner selbst fand jetzt seinen Weg nach Krefeld, wo der gelernte Schreiner früher sein Holz einkaufte. Beeindruckt zeigte sich der Händler von der grünen Krefelder Innenstadt und vom Zustand des alten Stadtbades, das der Fernsehmann – der ein Faible für den Jugendstil besitzt – unbedingt besuchen wollte. Auf dem „kurzen Dienstweg“ zwischen HdS und Stadtbad wurde dem Wunsche recht kurzfristig entsprochen.
Jetzt bekommt das durch „Bares für Rares“ bekanntgewordene Priestergewand im Museum an der Luisenstraße seinen Ehrenplatz. Und damit nicht genug: „Die Sponsorengelder ermöglichen uns, nach weiteren Priestergewändern Ausschau zu halten“, sagt Brenner. Eine Kirchenzeitung werde im Raum des Bistums Aachen bei dieser Suche behilflich sein. Daher der Sprecher abschließend: „Für uns brachte Bares für Rares wirklich sehr viel Wunderbares…!“
Nach einer langen Zeitreise kommt ein Priestergewand zurück an seinen Ursprungsort. Händler Thorsden Schlößner (links) hat es möglich gemacht, der hier vor laufender Kamera von HdS-Sprecher Dieter Brenner interviewt wird. Rechts im Bild mit Peter Oediger einer der Sponsoren, die dieses Projekt unterstützten.
Stippvisite im ehemaligen Freibad inmitten der Krefelder City. Thorsden Schlößner (links), der ein Faible für die Jugenstil-Ära hat, war begeistert.
HdS-Fotos: Christian van Doorn